Online Lesenacht – Folgen 1 – 14

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Übrigens, wenn die Reisegruppe weiter anwächst, wird das Vorstellen schwierig. Man kann es gegenseitig machen. Wir sind ja unter uns. Nein, der prächtige schwarze Hund gehört mir nicht. Er ist mir eben zugelaufen, als ich durchs Dorf bummelte. Eigentlich habe ich mit Hunden nichts am Hut. Dem Hund scheint das nichts auszumachen. Es ist kurios. Er weicht nicht mehr von meiner Seite und reibt manchmal den Kopf an meinem Bein.

Bist du noch in den Sonnenuntergang gefahren? Ist er nicht wunderbar, wenn man aus dem Fichtenwald heraus auf den Höhenrücken kommt? Wir haben dein Auto schon lange vorher sehen können, wie die Lichtkegel in großen Windungen den Berg hoch krochen und dann lange Zeit kaum größer wurden, als du über den Höhenrücken hergefahren bist. Klar, dass um diese Zeit kein Mensch mehr auf der Dorfstraße war. Der Ort hat höchstens 250 Seelen, überwiegend alte Leute.

Jetzt haben wir die Sonne gegen den Mond getauscht. Letztens habe ich etwas darüber gelesen, glaube ich. Oder ich habe es im Fernsehen gehört? Jedenfalls ging es um den Wandel des Menschen vom nomadischen Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern. Jäger und Sammler haben sich nach dem überschaubaren Zyklus des Mondes gerichtet. Der Mond ist das Gestirn der Frau, und in diesem Sinne soll auch das Denken und Fühlen der Menschen stärker von weiblichen Aspekten geprägt gewesen sein. Vereinfacht gesagt: Man folgte mehr dem Gefühl als dem Verstand.

Das änderte sich, als der Mensch sesshaft wurde. Für den Ackerbau ist der Jahreslauf wichtiger. Also wurde die Sonne zum prägenden Gestirn. Die Sonne ist das Gestirn des Mannes. Unter dem Einfluss des Mannes wurden die menschlichen Kulturen nüchtern und planvoll.

Dieser Wandel in der Geisteshaltung ist eigentlich leicht nachzuvollziehen. Man braucht nur zu bedenken, wie hell und manchmal grell die Sonne das Land bescheint und bis in den letzten Winkel ausleuchtet. Das Mondlicht dagegen taucht die Welt in ein Meer von Geheimnissen.

Unter der Herrschaft des sanften Mondes soll das Miteinander des Menschen glücklicher gewesen sein. Das Leben war von der Wärme der Frau geprägt. Erst mit dem Übergewicht der Sonne soll ein Mehr an Unglück in die Welt gekommen sein – …

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