Nachtwache im Pataphysischen Institut – Ein Traum von einstürzenden Altbauten

Frau Nettesheim lässt das Manuskript sinken. „Trithemius, habe ich Sie aufgefordert einen derartigen Megamist zu schreiben?“
„Allerdings“, sage ich fest.

Frau Nettesheim verstummt. Sie geht hinüber zum Waschbecken und wäscht sich die Hände. Dann holt sie frische Tücher aus einem Schrankfach, legt ein Bündel darauf, hüllt sich in ein weißes Gewand, kniet nieder, greift ins Bündel und zieht ein gebogenes Schwert hervor. O Gott, die Frau will Harakiri …

„Halt, Frau Nettesheim!“, rufe ich entsetzt, „ich habe verstanden!“ Mannhaft zerknülle ich das Manuskript, werfe es zu Boden, halte ein Streichholz daran und entfache ein Sühnefeuer.

Nur widerstrebend wendet sich Frau Nettesheim wieder dem Leben zu, blinzelt in die Flammen und kniet wankend da. Ich ergreife ihre Hände und komplimentiere sie hoch. Tränen rinnen über meine Wangen. „Schon gut, Frau Nettesheim“, flüstere ich, „nie mehr werde ich etwas schreiben, versprochen, versprochen!“

„Auf Ehre und Gewissen?“
„Ja, meine liebe, liebe, Frau Nettesheim!“

Da langt sie hinter mein linkes Ohr, zieht meinen Bleistift hervor, zerbricht ihn und wirft ihn auf mein glimmendes Manuskript.

weiter …

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