Sonntagstour über die Grenze – in fünf Etappen

Von der Brücke hat man einen schönen Blick auf den Aachener Kessel. Oft stand ich dort oben, sah nach Osten auf die Stadt, und dann guckte ich auf der anderen Seite auf den Weg unter mir. Hinter der Brücke windet er sich durch Wiesen und Brachen. Und ich dachte, wenn ich da unten wenigsten mal langfahren könnte. Da besaß ich nicht einmal mehr ein funktionstüchtiges Fahrrad, so hatte ich mich ruiniert. Unfassbar. Heute können wir genau diese hübschen Wegbiegungen entlangfahren, die mir damals versagt waren. Gleich siehst du die Bundesstraße 1, die hier Vaalser Straße heißt. Wir folgen ihr ein Stück, – bis zur Kuppe. Dahinter biegen wir in die Dorfstraße von Vaalser Quartier ein.

Jetzt kannst du die Räder rollen lassen bis fast zum kleinen Grenzübergang, den nur Fußgänger und Radfahrer nehmen dürfen. An der Straße vor dem Übergang steht ein Haus mit einer Sonnenuhr. Einmal stand der Besitzer vorm Haus, und ich habe ihn gefragt, ob ich seine Sonnenuhr fotografieren darf. Er hat sich lachend zu seinen Blumenkästen abgewandt und „jaja!“ gesagt. Gedacht hat er sicher: Der Jeck. Oder: Der jecken Doll.

Wir müssen uns nur noch durch die Poller fädeln. Dann sind wir in Holland. Und wer spielt da im Hof des Cafés die Fidel? Dieses lebhaft hüpfende Weib steht oft auf dem Aachener Münsterplatz – wenn die Russen nicht da sind. Sie ist der totale Gegensatz. Denn während sie wie wild ihre Fidel quält, schaut sie dich so teuflisch grinsend an, dass du denkst, besser setze ich mich in Ruhe an den Schreibtisch. Ihre Welt ist mir ein bisschen zu heftig fröhlich.
Careca hat mir von einem Graffito erzählt, das er hier einmal gesehen hat:

Ik ben niets, ik kenn niets, gevt mij en uniform

Siehst du das irgendwo? Ich nicht. Der Spruch ist gut. Er stammt vielleicht aus den 60er Jahren. Damals waren die Niederländer sehr aufmüpfig. Und Zöllner waren nicht gerade beliebt.

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