Mich traf der Schlag (2) – Kraut und Rüben üben

Seit ich “ betreutes Kauen“ auf dem Programm hatte, habe ich die Logopädinnnen nicht mehr gesehen. Damals vor einer Woche rückten sie gar zu zweit an und beobachteten wie ich ein Brot kaute, ohne mich zu verschlucken. Es war quasi eine Prüfung gewesen, weil ich sonst nur Brei hätte essen dürfen gehabt zu haben hätte zu sein. Für die männlichen Leser: Hast du schon mal unter der Aufsicht von zwei zauberhaften jungen Geschöpfen das harte Brot des Lebens gekaut, Brei im Nacken? Das Brot hatte die eine mit zarter Hand geschickt für mich geschmiert. Ich hatte mir also eine schmieren lassen müssen, weil zu diesem Zeitpunkt meine Linke völlig den Dienst verweigerte, als wäre sie von der Gewerkschaft Transport und Verkehr zum Streik aufgerufen worden. So ziemlich jede besoffene Pappnase war geschickter als ich. Schlaganfall erlaubt keine Eitelkeit. Nicht mal duschen konnte ich alleine. Anfangs hatte mir noch Steve, ein sympathischer Krankenpflegeschüler, geholfen. Doch als er dienstfrei hatte, duschte Schwester Nicole mich, nicht mit mir, wohlgemerkt. Sie war freilich sehr diskret hinterm Vorhang geblieben, bekundete nachher sogar vor Kolleginnen, ich hätte Sorge gehabt, dass sie mir was weggeguckt. Da wurde ich mild belächelt. Wie überhaupt das Mannsein vom vollen Tönen der Stimme abhängt. Das Menschsein sogar von der Artikulationsfähigkeit. Kannst du nicht gut artikulieren, denken alle, du hast einen an der Klatsche.; dann kann es passsieren, dass man in deinem Beisein in der 3. Person von dir spricht. „… das kannn er noch nicht….“wie ja manche denken, auch das Hören wäre eingeschränkt und dich anbrüllen.

Ach, ja, den Logopädinnen verdanke ich feste Kost, aber wiedergekommen sind sie nicht. Logopädinnnen sind hochartifizielle, flüchtige Wesen und leiden oft am Ueberlastungungssyndrom.

So konnte ich sie nicht bitten, mich wieder zum Mensch und Mann zu machen. Die Artikulation konnte ich selbst üben. Aber was tun gegen die tonlose, schwache Stimme?

Gestern telefonierte ich mit meinem mittleren Sohn. Da riet er mir das Kraut- und-Rüben-Lied zum Training der Stimmmbänder an und sang es mir vor:

Kraut und Rüben (tiefe Stimme)
holen wir von drüben (hohe Stimme)

das hilft.

Wer keine Logopädin auftreiben kann,
braucht wenigstens einen kundigen Sohn. (Ab zum Singen.)

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