Eventuell du selbst – Ausfahrt in fünf Etappen

Mitten im Anstieg auf den Höhenrücken war ich vom Rad abgestiegen, aufmerksam geworden durch das Geschrei der beiden Vögel. Jetzt steige ich wieder in die Pedale – es geht mühsamer als zuvor. Dabei führt der Weg hier noch schräg den Hang entlang. Beim Radsporttraining fuhr ich einmal mit einer großen Gruppe in die Eifel. Plötzlich bogen die Vorderleute ab, und es ging steil hinauf. Ich schaltete zweimal kurz hintereinander, und nach dem zweiten Mal sagte einer hinter mir: „Dat wor dä Letzte!“ Für einen Augenblick sank mein Mut, denn ich hatte keine Ahnung, wie lang der Anstieg sein würde und ob er eventuell noch steiler zu werden beliebte. Solche Bemerkungen gehören zur Zermürbungstaktik. Man darf sich davon nicht beeindrucken lassen, sonst verkrampft man und sackt wie ein Stein durchs Fahrerfeld. Hier hilft ein Gedanke: Was dir selbst weh tut, tut auch anderen weh. Denn es ist nicht ausgemacht, ob der andere nicht blufft und sich auf deine Kosten zu stärken versucht.

Trotzdem ist es gut, einen Gang in Reserve zu halten, was ebenfalls eine allgemeine Lebenslehre ist. „Alles uit de kast“ – „Zijn duivels ontbinden“ – alles geben, was möglich ist, sollte man nur in Ausnahmesituationen. Bald wird der Weg zum Hang hin abbiegen, als hätten seine Baumeister keine Lust mehr gehabt, die Steigung zu mildern. Dann brauche ich den Letzten, und aus dem Sattel muss ich auch, um die kleinste Übersetzung drehen zu können. Zum Glück ist niemand hinter mir, der es höhnisch trocken quittiert.

Zeit übers Rauchen zu fluchen, aber meine schlechte Kondition hat auch etwas mit den bequemen Wegen der letzten Wochen zu tun. Über den steilen Weg nur Gutes, denn mit seiner Hilfe habe ich mich aus dem lauten Talgrund der Maastrichter Laan erhoben, und schon auf halber Höhe gewährt er einen weiten Blick übers Tal und auf die dunstige Hügelkette am Horizont. Weiter oben verschwindet der Weg in einem Einschnitt, und dort werfen Bäume und Büsche seltsame Schattenmuster, in die sich aus der Ferne allerhand hineinsehen lässt. Die blitzende Herbstsonne gaukelt mir tagträumerisch einen Schattenmann vor, der oben im Hohlweg einen schwarzen Hund an der Leine führt.

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