Eventuell du selbst – Ausfahrt in fünf Etappen


Genug davon und
kein Wort mehr darüber. Es ist ein Kreuz, dass die Aufnahmekapazität des postmodernen Menschen beständig zugekleistert wird mit Schwachsinn und Berichten über die Produzenten von Schwachsinn. Ein Hinweisschild am Straßenrand zeigt eine Telefonnummer. Wer mutwillige Milieuvervuiling (Umweltverschmutzung) beobachtet, kann dort anrufen. Auf den ersten Blick ist’s eine gute Idee. Allerdings ist der Denunziant keine erfreuliche Erscheinung. Jedermann sein eigner Polizist, nicht der seines Nachbarn. Wenn wir wollen, dass unsere von Informationen und Daten geprägte Gesellschaft lebenswert bleibt, müssen wir neue Regeln des Zusammenlebens finden. Die umfassende Kontrolle durch den Staat wird das Leben nur härter machen, denn Überwachung ist ein Produkt der moralischen Verkommenheit. Die Deppen mit dem Ohr an der Tür des Nachbarn sind nur asozial, eine Staatsmacht, die ihre Bürger aushorchen will, ist antisozial.

Wir alle sind Opfer der Überwachung durch Wirtschaft und Staat. Doch einige Untaten verüben wir an uns selbst. Leichtfertig tragen wir private Dinge in die Öffentlichkeit. Bequemlichkeit oder Technikverliebtheit verstellt uns den Blick auf die Folgen für das eigene Leben und die Gesellschaft. Vor etwa zehn Jahren sah ich in der Stadt einen jungen Mann, der an einem Hemdenständer drehte und dabei jemanden per Handy befragte: „Verdammte Scheiße, wie soll ich denn wissen, welche Farbe dir gefällt!“, schimpfte er. Ich war verwundert, dass da jemand seinen privaten Kram so ungeschminkt in die Öffentlichkeit trug. Inzwischen zählt diese Form der Geistesverwirrung zum Normalverhalten.

Nicht nur
Banales, auch was früher verschämt unters Sofa geschoben wurde, das liegt im Scheinwerferlicht, wird abgefilmt und über diverse Kanäle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Welt scheint oktoberbunt, doch im künstlichen Licht der Scheinwerfer wirft ein jeder von uns einen stetig größer werdenden Datenschatten. Er bildet verschiedene Facetten unserer Leben ab, und durch die Vernetzung der Facetten entstehen digitale Schattenmenschen.

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