Perfektes Pilzdinner und verstecktes Smartphone

Mein Smartphone ist weg. Ich dachte, es zu Hause bei Leisetönes vergessen zu haben. Da war ich nämlich eingeladen. Es gab Pilze, die Herr Leisetöne und ich am Vormittag im Wald bei Celle gesammelt hatten. Bei unserem zweiten Versuch, in die Pilze zu fahren sind wir nämlich ziemlich erfolgreich gewesen. Namentlich Leisetöne fand viele Steinpilze, während ich bekanntlich auf ungenießbare Kartoffelobristen spezialisiert bin. Nachdem ich falsche Pfifferlinge gelernt habe zu erkennen, fand ich mich oft von ihnen umzingelt. Trotzdem haben wir ein ganzes Körbchen essbarer Pilze gesammelt, wobei wir auch nicht die mickrigen Kuhpilze verschmähten.

Die Pilzpfanne war ziemlich voll. Herr Leisetöne hat gekocht und sagte: „Da kommt ein Stück Butter rein!“ Ich fragte arglos: „Was bedeutet bei dir ‚ein Stück Butter’?“ „Na, so ein ganzer Klotz“, lachte die entzückende Mutter seiner Kinder. Ein schönes Einvernehmen dachte ich, aber da beide erstaunlich schlank sind, machte ich mir keine Gedanken. Für uns drei waren die Pilze fast zuviel. Damit sie uns nicht zu schwer im Magen lagen, haben wir einiges dazu getrunken, Bier, Wein und Schnaps. Da hatte ich bald die Lampen an. In solchen Zuständen habe ich oft Vorahnungen, die sich aber erst später als solche zeigen. Jedenfalls sprachen wir beim Essen mal über das Verlegen der Dinge. Und ich sagte, dass ich mein Mobiltelefon anrufe, wenn ich es verlegt habe, und eine solche Möglichkeit würde ich mir auch für meine Lesebrille wünschen.

Mein Mobiltelefon habe ich zuletzt gesehen, als Herr Leisetöne und ich am Schluss dieses schönen Abends im Wohnzimmer standen und einen Kommentar auf dem Display lasen, den Kollege Lo mir geschrieben hatte. Leisetöne begleitete mich nach Hause, und für unterwegs holten wir noch zwei Flaschen Kölsch am Kiosk. Daher weiß ich nicht mehr viel von meinem Heimkommen. Ich hängte noch Wäsche auf und saß eine Weile am Rechner. Da vermisste ich plötzlich mein Smartphone. Ich versuchte, es anzurufen, lief aber auf den Anrufbeantworter. Es hatte sich wohl abgeschaltet, weil der Akku leer war. Es fand sich weder bei Leisetönes noch in meiner Wohnung. Meine Mutter pflegte zu sagen: „Ein Haus verliert nichts.“ Aber gilt das auch für zwei Häuser? Jedenfalls hat sich mein Smartphone in einer der beiden Wohnungen versteckt, aber ich vermisse es nur ein bisschen. Ohne bin ich auch schon mal glücklich gewesen.

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