Unverantwortlich! Überall fehlen noch Laubbläser

Upps, fasst hätte ich vergessen, mal wieder selbst zu schreiben. Man will ja auch nicht so einfach ein lesenswertes Manifest von der Startseite blasen wie Laub von der Straße. Ein kurioses Verhalten zeigt sich übrigens in diesen Tagen. Als es vor wenigen Wochen beim Discounter „Akku-Laubbläser“ im Angebot gab, war schon zu ahnen, dass die Laubbläserei in diesem November besonders eifrig betrieben werden würde. Hoffentlich gibt es bereits Volkshochschulkurse, in denen das fachmännische Laubblasen vermittelt wird. Laub verwirbelt gern, steigt vor den Schuhen des Laubbläsers auf und lässt sich frech vom Wind davon treiben.

So ein Mann in meiner Nachbarschaft trat nun schon zweimal pünktlich um 8.00 Uhr morgens vors Haus, warf seinen Laubbläser an und blies in das Laub auf einem Parkplatz vor einer Reihe Garagen. „Nimm das, ekles Laub! Mein Akkulaubbläser hat 100 Dezibel! Der ist so laut wie ein Presslufthammer!“ Aber! Ich sah es durchs Fenster. 100 Dezibel sind für hannöversches Laub gar nichts. Schließlich ist es in der lautesten Stadt Deutschlands aufgewachsen und jetzt im welken Alter längst taub. Das Gebläse des Laubbläsers kann diese Laubtaubheit auch nicht ausgleichen. Es ist leider viel zu schwach. Die Energie des Akkulaubbläsers wird zu 90 Prozent für die Schallentwicklung gebraucht. Darum kauft man sie. Einhundert Dezibel laute Laubkaumwegbläser vermitteln ein kleines Machtgefühl. „Dem faulen Langschläferpack will ich’s zeigen!“, denkt sich der von der Volkshochschule „Discounter“ zertifizierte Laubkaumwegbläser. Der Kassenbon verleiht ihm die akustische Oberhoheit über die Nachbarschaft.

Meine früh
aufgewachte Besucherin wollte aber schon eine kräftige Sorte Gegenschall anwenden. Ich habe sie davon abhalten können, weil uns ein Frühstücksei draufgegangen wäre. Der wahre Grund aber war, dass ich mich um die alteingesessenen Lindener Bürger in der Nachbarschaft gesorgt hatte. Lindener finden nichts dabei, wenn Altpapier und überhaupt interessanter Müll durch die Straßen fliegt, im Gegenteil, sie lieben es. Ab Mitte der Woche werfen sie Papierstapel und reißfreudige Müllbeutel vors Haus, die von der lausigen Abfallentsorgung erst montags abgeholt werden. Vermutlich kriegen die Müllwerker dann ab und zu ein Trinkgeld oder ein Schnäpschen, damit sie auch immer ordentlich was herumliegen lassen. Aber Laub? Die Menschen sind fies vor Laub, und nicht nur in Linden. Wie das dreckige Laub überall herumliegt, so fahlgelb oder kackbraun. Da kriegt man doch Ekelherpes. Allerdings: Was einer mit einem Rechen oder Besen in 15 Minuten schafft, schafft ein Laubkaumwegbläser nicht in Stunden. Darum hoffe ich auf mehr Laubkaumwegbläser und bitte auch um früheres Anfangen mit der Laubbläserei, damit die Arbeit abends geschafft ist. Die Invasion des Killerlaubs muss zurückgeschlagen werden. Und: Keine Angst vor Eiern. Ich verhindere die schändlichen Würfe, wo ich kann.

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