Unter dem Westwind in fünf Etappen

Wenn ich jetzt Musik hören könnte, dann die flämische Rockgruppe dEUS oder noch besser, The Nits – In The Dutch Mountains. Verflixt, wie heißt jetzt das kleine Dorf vor uns. Den Namen vergesse ich immer. Ach, ja, Horbach. Hier gibt es ein altes Gehöft aus Klinkern mit Stummeltürmen links und rechts des Torbaus. Als hätte damals irgendein Landesherr dem reichen Bauern verboten, sich richtig Türme auf’s Dach zu setzen. Na, dann lieber auch keinen Turm. Ach komm, wir hören doch dEUS, Roses ist fein, das ging mir schon den ganzen Tag durch den Kopf – ach, nein, das war Hotel Lounge.

Ich bin ganz durcheinander von all den Klängen unter dem Westwind. In der Bäckerei von Horbach kaufe ich mir auf dem Rückweg die Aachener Nachrichten. Sonst hätte ich dir ja auch eben gar nicht erzählen können, was ich heute drin gelesen habe. In der Bäckerei trinke ich auch manchmal einen Kaffee. Entschuldigung, wir kommen gerade ein bisschen mit den zeitlichen Abläufen durcheinander.

Doch wenn wir das Horbacher Kirchlein passiert haben, weitet sich das Land wieder und wir richten uns auf die Grenze zu den Niederlanden aus. Drei Kilometer etwa, über die leichten Wellen der Landschaft hinweg. Wir Leute vom Land sehen ja nicht gern, wenn das Korn so liegt, vom anhaltenden Regen plattgewalzt. Dem Mais scheint das nasse Wetter zu bekommen. Er ist in den letzten Wochen mächtig hochgeschossen. Mich faszinieren die schwarzglänzenden Saatkrähen. Wie sie sich vom Acker heben und träge im Wind stehen. Sag mal, verträgt Hanf eigentlich so ein raues Wetter? Die Holländer pflanzen ihn ja in Treibhäusern an, habe ich mir sagen lassen. Der Grenzort hinter der nächsten Welle heißt übrigens Locht. Er hat auf der deutschen Seite nur wenige Häuser und eine aufgelassene Zollstation, in der jetzt ein Zollmuseum ist, das aber irgendwie nie geöffnet hat.

„Heißa Kathrein!“ Dass uns gerade jetzt ein Auto vom Bundesgrenzschutz überholt. Hoffentlich parken die nicht da vorne.

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