Unter dem Westwind in fünf Etappen

Zum Glück geht es bald ziemlich lang bergauf, unter dem Laub von alten Kastanien zwischen schnieken Häusern hindurch, die hoch über der Straße hocken. Zuerst unterqueren wir die Bahnlinie nach Mönchengladbach und Heerlen, oben überqueren wir sie. Dann haben wir offenen Himmel, also quasi die Baumgrenze unter uns gelassen. Übrigens „dä Düvel hätt Kirmes“ – der Teufel hat Kirmes, – Regen und Sonnenschein zugleich. Warum die Katholiken der Region dieses Wetter mit dem Teufel in Verbindung bringen, ist mir rätselhaft. Denn immerhin ist doch bei Regen und Sonnenschein manchmal ein Regenbogen zu sehen, und der ist ein biblisches Himmelszeichen des Bundes zwischen Noah und Gott. Da ist mir zuviel durcheinander. Dann lieber keine Religion. Hast du das dpa-Foto der kreationistisch angehauchten Hessischen Kulturministerin Karin Wolff (CDU) in der Zeitung gesehen? Da kriegst du es mit der Angst vor soviel Verbohrtheit im Blick. Warum müssen Heilslehren eigentlich immer soviel Engstirnigkeit und Unglück in die Welt bringen? Das erkläre mir mal einer.

Wir tauchen jetzt sanft hinab ins bieder dörfliche Kohlscheid. Hier soll Gesundheitsministerin Ulla Schmidt ein Haus haben oder gehabt haben. Da irgendwo in der Reihe neuer Häuser am westlichen Ortsrand. Den lassen wir jetzt aber hinter uns, mitsamt einer eventuell dort wohnenden oder gewohnt habenden Ulla Schmidt, die grad vor der Verwandtschaft ihre neusten Solidarität-mit den-Menschen-Phrasen übt.

Wir fahren auf dem
Radweg schnurgeradeaus durch Wiesen und Felder, entlang einer Allee aus mickrigen Bäumen und Buschwerk, vermutlich eine alte Römerstraße. Je weiter wir kommen, desto mehr lichtet sich die Welt. Und der Wind packt uns, so dass es manchmal schwer ist, die Spur zu halten. Eine Böe hebt mir den Rucksack an, als sollte ich den dalassen. Letztens las ich hier, dass sich die Niederlande um die Austragung der Olympischen Winterspiele beworben haben. Dann müssten sie wohl einige Disziplinen in der Skihalle abhalten, die man am nordwestlichen Horizont sieht. Sie steht auf einer alten Kohlenhalde, denn die Gegend um Kerkrade war einmal Bergbaugebiet. Der höchste Berg der Niederlande liegt weiter südlich. Da könnte man Rodeln. Heute sehen wir die Alpen der Niederlande im lieblichen Mergelland leider nur von weitem. Wohin wir fahren? Das kann ich eigentlich gar nicht sagen. Hoffentlich finde ich einen Dreh, das zu verschleiern.

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