Abendbummel Online – Auch Chinesen können grinsen

Wenn die Natur immer noch nicht will, muss man sich den Spaß eben selbst machen. Es wird natürlich nur ein flacher Spaß. Man darf nicht zuviel von mir erwarten, bei mir ist ja auch noch immer Winter.

=> Den ganzen Tag hatte ich immer wieder einmal auf ein Plakat geguckt, das schräg gegenüber unter der Brücke an die Wand gekleistert war. „Paul Anka“ stand dort in gelber Helvetica in ein Mondgesicht einkopiert, das einen Stich ins Violette hatte. Jedenfalls sah die Gesichtsfarbe nicht gesund aus, und für eine Weile dachte ich, dass Paul Anka vielleicht als Wiedergänger auf die Bühne treten würde. Man erinnert sich vielleicht an seinen Hit „Diana“ von 1957, ein Titel, der weltweit 10 Millionen mal verkauft wurde. Tatsächlich ist Paul Anka nicht so uralt wie ich dachte, nämlich im rüstigen Rentenalter von 65 Jahren. Soll er also noch ein bisschen auf der Bühne rocken und von mir aus auch „Diana“ singen. Falls es weiter so kalt bleibt, wird er sich wie wir alle ja auch länger halten. Soweit man sich nicht in den Süden begibt, um dort unter der Sonne zu braten.

=> Jedenfalls kam mir auf meinem Weg durch die Stadt eine Frau entgegen, die trotzig eine Sonnenbrille oben auf dem Kopf trug. Sie war brünett, das war ihr Glück. Denn bei einer braungebrannten ältlichen Blondine mit Sonnenbrille oben auf dem Kopf, denke ich leider immer, da kommt eine Dashabenwirunsverdienttusse. Dashabenwirunsverdienttussen steigen meist aus schweren schwarzen Limousinen und schauen irgendwie lebensgierig aus der Wäsche. Ihre Männer sind erfolgreich im Beruf, sie selbst waren ehedem Kosmetikerin oder Friseuse. Tut mir leid, ich weiß, es sind alles üble Unterstellungen, doch ehrlich gesagt, war mir gerade mal danach. Denn schiene jetzt die Sonne warm und freundlich, würde ich sogar die Begegnung mit einer Dashabenwirunsverdienttusse in Kauf nehmen.

Ich sah einmal eine jüngere Dashabenwirunsverdienttusse im letzten Sommer am Markt. Sie war ziemlich aufgebrezelt und hatte zwei blonde Töchter bei sich, die ebenso gestylt waren wie die Mutter. Als sie an mir vorbeiging, sagte sie zu ihren Töchtern: „Eure Mutter wusste gerade mal nicht, was Käse heißt. Jetzt weiß sie es: Cheese!“

Ich habe diesen Spruch in unseren Krimi „Der Mann aus Lüttich“ eingebaut. Straberg und Schultheis sehen diese Frau, derweil sie vor einer Kneipe sitzen, in der später am Abend der stadtbekannte Ganove Fatty Piano als Pianist auftreten würde.

„Verrückt!“, sagte Straberg.
„Was meinst du?“
„Wie sie in der 3. Person von sich als Mutter gesprochen hat!“
„Ja, doch ihre gute Laune war von keinerlei Selbstzweifeln angekratzt“, sagte Schultheis anerkennend.
„Aber für einen Moment war sie gestresst. Wie sollte sie auch vorher ahnen, dass man als Mutter wissen muss, was Käse heißt!“

=> Tja, leider ist heute nur der kalendarische Frühlingsanfang, den wir in Winterjacken feiern. Vor einer Kneipe in der warmen Abendsonne zu sitzen, ein Bier zu stemmen und Passantinnen zu beobachten, was im Niederländischen so schön „Frouwen kijken“ heißt, das ist, anders als bei Paul Anka, Zukunftsmusik.

=> Gibt es eigentlich noch Activity-Center für Kleinkinder? Bei ebay auf jeden Fall. Eines meiner Kinder hatte ein Aktivity-Center. Er hat kürzlich sein Diplom als Bauingenieur gemacht. Es hat also geholfen. Auf einem Paneel waren verschiedene Teile montiert, eine Wählscheibe, ein Knopf zum drücken, etwas zum schieben und zu regeln und dergleichen. Die grobmotorischen Kinderhände sollte hier schon lernen, was sie später einmal automatisiert können mussten, wenn das Kind am Leben teilnehmen wollte. Natürlich sieht ein solches Aktivity-Center heute anders aus, denn eine Wählscheibe kennt man ja kaum noch.

Jedenfalls habe ich einmal eine Schülergruppe ein Aktivity-Center für Außerirdische entwerfen und bauen lassen. Es war sehr witzig, sich auszudenken, was ein Außerirdischer alles können müsste. Zum Beispiel müsste er wissen, wie man einen Geldautomaten bedient, so er denn ein Konto hätte. Das könnte ihm jedoch zum Beispiel von Zaphod Beblebrox, dem Präsidenten des Weltalls, eingerichtet worden sein.

=> Eigentlich geht es jedoch um ein reales Erlebnis. Eine Chinesin kam eben in den Supermarkt, in dem ich einkaufte. Sie nahm sich einen leeren Karton, griff sich wie wahllos ein paar Lebensmittel, und stand wenig später parallel zu mir an der Kasse. Jetzt ist ja eine Chinesin in deutschen Supermärkten nicht ungewöhnlich. Doch diese hier schien noch nicht lange in Deutschland zu sein. In jedem Fall kaufte sie zum ersten Mal in einem deutschen Supermarkt ein. Denn sie verstand nicht, dass sie die Sachen aus dem Karton in ihrem Arm auf das Band legen musste. Und als man es ihr von mehreren Seiten gestisch erklärt hatte, erschreckte sie vor dem Band, das sich nämlich in Bewegung gesetzt hatte. Es war eine schwierige Übung für die Umstehenden, ihr zu bedeuten, dass es eine harmlose Erscheinung ist, weil das Band ja anhält unter dem Gewicht von Waren und sie nicht etwa ins Nirwana katapultiert.

„Schwer von Kappee“, sagte eine ältere Dashabenwirunsverdienttusse ohne Sonnebrille verächtlich.

=> Na, dachte ich, dich Plänzchen würde ich gerne einmal mitten in Zentralchina in einem chinesischen Laden sehen. Wenn sie um dich herum lachen und feixen die „Schlitzaugen“, und du weißt nicht, was Käse heißt. Da könntest du ruhig „Cheese“ sagen. Sie würden denken, du bleckst die Zähne um das zu tun, was du Lächeln nennst.

Zum Abschluss eine moderne Volkssage:

Die Frau eines Botschafters bekam einmal in Shanghei von einem chinesischen Würdenträger eine Brosche geschenkt, die sie hinfort stolz auf allen öffentlichen Empfängen trug. Auf der Brosche waren hübsche chinesische Schriftzeichen. Seltsam war nur, dass die Chinesen unter den Gästen stets ein wenig anzüglich grinsten, wenn sie die Frau begrüßten. Erst Jahre später hat ihr mal ein gnädiger Chinese die Schriftzeichen übersetzt. Dort stand: Diese Frau ist Mitglied der Prostituiertenvereinigung von Shanghei.

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