Nachtschwärmer Online, Epilog zum gestrigen Text: Über Johannes Fust – (Berichtsheft (1))

Bis ins 19. Jahrhundert galt nicht Johannes Gutenberg, sondern Johannes F(a)ust allgemein als Erfinder des Buchdrucks. Am Anfang dieses historischen Irrtums steht das kapitalistische Lehrstück, von dem ich gestern erzählt habe.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam es zu einer Vermischung der Legenden um den Buchdrucker Johannes Faust und dem Taschenspieler Georg Sabellicus aus Knittlingen, der sich Faust der Jüngere nannte. (Er war übrigens auch mit dem historischen Trithemius bekannt.)

In einer Reihe von Dramatisierungen um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts wird Faust als der Erfinder des Buchdrucks und gleichzeitiger Schwarzkünstler dargestellt, so z. B. in J. N. Komarecks Schauspiel: „Gemählde aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts“ von 1794. Das Faust’sche Haus ist hier „eine Wohnung des Satans, der Mittelpunkt der Hölle“.

Jean Paul verweist darauf, dass die durch die Druckerei arbeitslos gewordenen und hungernden Schreibermönche mit Recht sagen würden, „den Erfinder derselben, den Doktor Faustus hätte leider der Teufel unstreitig geholet.“

In den Niederlanden erhob man zeitweise den Anspruch, die Druckkunst sei im Sommer 1440 in Harlem von einem Küster namens Laurens Janszoon, Beiname Coster (Küster), erfunden worden. 1588 veröffentlicht der holländische Gelehrte Adrian de Jonghe in Leyden ein Buch, in dem er behauptet, unter Costers Gesellen sei auch ein Johannes Faustus gewesen. Der habe in der Heiligen Nacht des Jahres 1440, als sein Herr und Meister in der Kirche war, um Christi Geburt zu feiern, den gesamten Typenvorrat und die Werkzeuge gestohlen. Der gottlose Faust sei damit nach Mainz geflohen, wo er unter seinem Namen gedruckt habe.

Über die Abb.(Siehe Vorprodukt): „Fust wins suit. Gutenberg loses shirt“ (aus einer Geschäftsanzeige in: Upper and lower case, 1/1983)

Die opulente Federzeichnung zeigt Gutenbergs Druckerei, darin den verzweifelten Gutenberg mit der Bibel in der Hand, hinter ihm einen Büttel, der die Hand auf seine Schulter legt, daneben den skrupellosen Fust, der die Schuldverschreibung präsentiert. Einer der vier Gesellen im Hintergrund muss der Judas Schöffer sein.

Heute: „Rutsch mal ein Cicero zur Seite!“

gegen 21:15 Uhr, => => => => => Etappen

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