Kleine Abendunterhaltung – Fass Knauf!

Rebus07

Gelehrte Spielerei – einiges über das Rebus (1)

Diese Spielerei mit Bildern entwickelte sich in der Renaissance aus der Hieroglyphik, der Beschäftigung mit den ägyptischen Hieroglyphen, deren Entschlüsselung jedoch erst im Jahre 1822 dem Franzosen Jean-François Champollion gelang, und zwar mit Hilfe des polyglotten Steins von Rosetta.

Dass man die Hieroglyphen in der Renaissance nicht entschlüsseln konnte, tat der Begeisterung für diese Bilderschrift keinen Abbruch. In der Folge schrieben einige Humanisten statt Buchstaben Dingbilder (Rebus).

„Häufig wollte man auch dem Auge darstellen, was ihm nicht darzustellen war, sinnreiche Gedanken und Gleichnisse, selbst Phrasen und Formeln der Rede, Sprichwörter, politische Maxime, und wenn diese nicht durch sich selbst verständlich waren, ward der Bilderwitz durch Sprachwitz erläutert.“
(Johann Gottfried Herder)

Als Erfinder der heutigen Rebusform gilt der vielseitige Florentiner Architekt und Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti, der auch die theoretischen Grundlagen der Zentralperspektive bedachte.

Eine Vorform des Rebus beschreibt schon Petronius im Satyricon:
In der Episode Das Gastmahl des Trimalchio werden Geschenke für die Gäste herangetragen, und ein Sklave ruft sie aus:

Quecksilber! – man brachte ein Büschel Quecken und einen silbernen Dinarius;

Goldlack! – eine Goldmünze in einem kleinen Tiegel mit Lack;

Almosen! – auf einer Silberschale brachte man einen Aal, der in Moos gebettet war;

Unterkleidung! – unter einem silbernen Schälchen voll Kleie eine Bronzeschale mit Pferdemist.

Die Beispiele stammen freilich vom Übersetzer Harry C. Schnur. Sprachspiele lassen sich ja nicht von einer Sprache in die andere übersetzen, sondern man muss sie aus der jeweiligen Sprache neu erfinden, – ein interessantes Übersetzungsproblem.

Eine ähnliche Form der Rebusverschlüsselung fand der englische Schriftforscher Gelb in einer Geschichte des ungarischen Schriftstellers Jokai:

„Ein Mann sendet einem anderen ein Päckchen Kaffee, um ihn vor der Polizei zu warnen. Diese Geschichte kann nur auf der Basis phonetischer Übereinstimmungen verstanden werden, denn das ungarische Wort für Kaffee ist ‚kávé’ und ähnelt dem lateinischen Wort ‚cave’‚ hüte dich!’“

Soweit die Theorie. Und jetzt die Praxis. Soeben fand ich nämlich zwei Blätter aus den 90ern wieder mit Bilderrätseln, die ich während einer Konferenz zu meiner und zur Unterhaltung meiner Kollegen gezeichnet hatte.

Zur Einstimmung vier Beispiele, von einfach bis schwer:

Rebus01rebus02rebus03rebus04

Das Bilderrätsel Wichtig ist leider sehr schwierig. Wer es rät, darf sich etwas wünschen. Manche Wünsche werden sogar erfüllt. 😉

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