Mal was stapeln

Letztens fuhr ich mit dem ICE von Hamburg nach Hannover. Mit mir im Zugabteil saßen eine junge Frau und ein junger Mann. Beide kramten ihre Laptops hervor und im Nu war das Abteil erfüllt vom leisen Prasseln der Tastaturen. Schon in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts hatte Umberto Eco davon geschwärmt, der Computer ermögliche es, so schnell zu schreiben wie man denkt. Namentlich die junge Frau vor mir schien mir schneller zu schreiben als ich denke. Vielleicht beschleunigt sich das zielgerichtete Denken mit der Schreibgeschwindigkeit. Eventuell macht man aber auch einfach zu viele Worte.

Ich habe niemals gelernt, mit zehn Fingern zu schreiben. Aber früher kamen wenigstens einige meiner Finger zum Einsatz. Derzeit kann ich tatsächlich nur mit dem Zeigefinger der rechten Hand tippen, der Daumen hat die Ehre, das Nichts hervorzubringen, nämlich den Wortzwischenraum. Benutze ich auch Finger der linken Hand, häufen sich die Fehler, und ich muss fast jedes Wort nachbearbeiten. Die technische Schrift, wie sie sich hier darstellt, tilgt all die expressiven Spuren, an denen man sonst leicht ablesen könnte, wie schwer mir das Schreiben derzeit noch fällt, zumal mich alle Knochen schmerzen.

Mir ist jedoch klar, dass nur Herausforderungen mich voran bringen. „Mit Material kann jeder arbeiten“, sagte der Geselle in meiner Lehrzeit zu mir, wenn ich mich über fehlendes Setzmaterial beklagte. Abgewandelt: „Unter guten Bedingungen etwas zu leisten, ist keine Kunst.“ Ich habe einen Berg Arbeit vor mir, weshalb ich in die Turmstube verbannt wurde. Da weiß ich kaum, wo ich anfangen soll.

Vor Jahren fand ich dieses ermutigende Foto. Der Brikettberg ist ein einziges Chaos. Man darf sich davon nicht abschrecken lassen wie der Mann, der sich heiter auf dem Berg niedergelassen hat und einfach irgendwo zu stapeln anfängt. An ihm willl ich mir ein Beispiel nehmen. Wünschen Sie mir eine glückliche Hand. Und wenn Sie wissen wollen, ob ich mit dem Stapeln vorankomme, klicken Sie am frühen Abend auf den Brikettberg.
Wir lesen uns, Ihr

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