Plausch mit Frau Nettesheim über unergründliche Spiegelungen und über den inneren Bau der Dinge

Frau Nettsheim
Lebendig ist anders.

Trithemius
Wie meinen, Frau Nettesheim?

Frau Nettsheim
Das ist doch ein einfacher deutscher Satz. Den müssten selbst Sie verstehen.

Trithemius
Der Kontext fehlt Ihrem Satz. Worauf bezieht er sich?

Frau Nettsheim
„… beziehen Sie sich, ich bin eine Frau.

Trithemius
Unverkennbar, aber Sie sind kein Satz. Den meinte ich. Worauf bezieht er sich?

Frau Nettsheim
Schauen Sie sich um. Wir sind hier im Teppichhaus. Worauf könnte der Satz sich wohl beziehen?

Trithemius
Auf Bettvorleger? So mit Tigerkopf?

Frau Nettsheim
Wenn Sie die Ware aus dem Teppichhaus als Bettvorleger bezeichnen möchten, nur zu! Aber eigentlich meinte ich die langen Zeiten, in denen Sie keine neue Ware auslegen.

Trithemius
Die 5-jährigen Teppichknüpferinnen in Birma sind einfach zu faul. Und meine beiden Co-Autoren, Evaimteppichhaus und Duroy haben offenbar anderes zu tun.

Frau Nettsheim
Von wegen. Ich hatte Sie schon im Verdacht, Sie hätten Co-Autoren eingeladen, weil Sie selbst zu faul sind. Jetzt wissen wir’s.

Trithemius
„Wir’s“? Geruhen die hohe Frau neuerdings im Pluralis Majestatis zu reden?

Frau Nettsheim
Nein, „wir“ meint mich und die Kunden.

Trithemius
Die Kunden betrachten die Co-Autoren als echten Gewinn. Das hat gar nichts mit mir zu tun. Die Co-Autoren schreiben, was ich selbst nicht schreiben könnte. Und Sie? Ich hatte Sie bislang immer verdächtigt, Sie würden meine Texte gar nicht lesen, Frau Nettesheim. Denn dazu schweigen Sie sich aus. Naja, stille Wasser sind tief. Habe ich heute auf dem Weg zum Einkauf gedacht. Sozusagen unergründlich. Die Oberfläche spiegelt, doch was darunter ist, entzieht sich der Kenntnis.

Frau Nettsheim
Ich dagegen kann Sie lesen wie ein Buch, Trithemius.

Trithemius
Dachte ich mir doch. Aber ich schreibe Ihre Dialoganteile. Der Punkt geht an mich.