Abendbummel mit Schlitzaugen

Man weiß ja nicht mehr, was die Vereinigten acht Staaten, als da waren das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und USA, um 1900 herum in China verloren hatten. Vermutlich wollten sie den vernagelten Chinesen ein bisschen Abendländische Kultur mit der Knute beibringen und ganz nebenbei das Land ausplündern, und hätte es nicht den Boxeraufstand gegeben, säßen die Herrenmenschen heute noch da und ließen sich vom vermeintlich schlitzäugigen Untermenschen die Füße waschen und derlei Dienstleistungen erbringen. Just heute jährt sich der Vertrag von Nanking zwischen dem Britischen Empire und dem chinesischen Kaiserreich. Der Ungleiche Vertrag wurde am 29. August 1842 geschlossen und sicherte den Engländern das Recht auf Opiumhandel, was sich als verheerend für die Entwicklung des chinesischen Kaiserreichs erwies.
Wenn ein Aff hineinschaut, kann kein Apostel herausschauenInzwischen haben die westlichen Nationen komplett vergessen, worauf sich ihr Reichtum begründet, nämlich auf der Ausplünderung der Kolonien und Länder der Dritten Welt sowie der Unterdrückung, Versklavung und Ermordung ihrer Bewohner.

In dieser Woche jammert der SPIEGEL auf 16 Seiten über gelbe Spione, gemeint die Chinesen. Gar Schreckliches geschieht zur Zeit: Schlitzaugen spionieren westliche Technologien aus, und in dieser Hinsicht ist der SPIEGEL-Titel kongenial mehrfachcodiert: Zwei Schlitzaugen schauen durch einen Schlitz, hehe. Und was erblicken sie im OFF? Baupläne für den Transrapid oder für Motorsägen, die einfach so in deutschen Büros herumliegen oder von vertrauensseligen deutschen Managern gar nach China getragen und vor den Nasen des Chinesen ausgebreitet werden. Der aber guckt einfach nicht weg, sondern merkt sich frecher Weise, was er gesehen hat. Um die bigotte Entrüstung aufzuheizen, berichtet der SPIEGEL, dass einem deutschen Manager bei einem Geschäftsessen in China gar ein lebendiges Äffchen serviert wurde, dem er mit einem Hämmerchen den Schädel einschlagen musste, um das Hirn auszulöffeln. Da wird der ehrbare deutsche Kaufmann vielleicht Schlitzaugen gemacht haben, doch gar so wichtig war das Vieh dann auch nicht, denn es galt, Verträge abzuschließen, und zumindest im übertragenen Sinne ist einem deutschen Manager das Auslutschen fremder Hirne vertraut.

Die über Affenhirn besprochenen Verträge allerdings, betont der SPIEGEL, werden von den Chinesen in der Regel nicht eingehalten. Denn eigentlich hat der Affenhirn löffelnde Chinese nur eines im Sinn: Er will alles nachmachen.

Sichten wir einmal die Fakten: Der Deutsche darf keine chinesischen Ressourcen mehr stehlen, und in Ermangelung eigener Ressourcen legt er seinem einstigen Opfer feinste deutsche Technologie vor. Der Chinese nimmt die Wiedergutmachung dankend an und baut deutsche Technologie nach. Dazu löffelt er Affenhirn, was wiederum der Deutsche nachmacht. Was, bitteschön, gibt es da zu meckern? Ist das nicht der romantische Beginn einer wunderbaren Beziehung unter ehrbaren Hirnaussaugern und eifrigen Nachahmern?

Guten Abend

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