Frau Nettesheim lässt sich aus Mitgefühl überzeugen

trithemius & Frau NettesheimTrithemius
Jetzt habe ich den untrügerischen Beweis, Frau Nettesheim, dass ich keine fiktive Person bin, wie Sie einmal in einem Kommentar bei unserem geschätzten Blogfreund Rupi behauptet haben.

Frau Nettesheim

Da bin ich gespannt.

Trithemius
Erstens war ich verreist. Zweifellos und nachweislich habe ich in Köln den Rhein überschritten, womit ich mich sogar im Ausland aufgehalten hätte.

Frau Nettesheim

Hätten Sie oder haben Sie? Der Konjunktiv lässt eher vermuten, dass Sie nicht wirklich im rechtsrheinischen Ausland gewesen sind.

Trithemius
Bitte, Frau Nettesheim, verschonen Sie mich wenigstens heute mit grammatischen Spitzfindigkeiten. Ich HABE mich acht Tage im rechtsrheinischen Teil Deutschlands aufgehalten, der in unser beider Wahrnehmung zum Ausland zählt. Dort hat es mir erstaunlich gut gefallen und ich habe ein wenig Abstand vom Teppichhaus-Alltag und auch von Ihnen gewonnen. Leider passierte mir ein Missgeschick, das den meisten Menschen, wenn überhaupt, auf Reisen oder an Wochenenden widerfährt.

Frau Nettesheim

Und das halten Sie für einen Beweis Ihrer realen Existenz? Van der Ley könnte sich die Reise und das Missgeschick ausgedacht haben.

Trithemius
Niemand kann sich einen kieferchirurgischen Eingriff ausdenken, wie ich ihn gestern über mich ergehen lassen musste. Um ihre schwachen Nerven zu schonen, Frau Nettesheim, werde ich die grausigen Einzelheiten für mich behalten. Und nur um sie vor Eifersucht zu bewahren, werde ich Ihnen auch nicht schildern, wie nahezu liebevoll mich sowohl die Ärztin als auch die Helferin behandelt haben.

Frau Nettesheim

Für einen Mann, dessen Gesicht schief steht, sind Sie ziemlich frech, Trithemius. Nur aus Mitgefühl lasse ich Ihnen Ihre Unverschämtheiten hinsichtlich der Notwendigkeit, von mir Abstand zu gewinnen, schwacher Nerven und angeblicher Eifersucht durchgehen.

Trithemius
Dann ist es ja bitte gut, Sie Herzchen, und ich kann Ihnen ein hübsches Beispiel geben, wie sich zwei widersprüchliche Aussagen auf einer Metaebene verbinden und gegenseitig bekräftigen. Stellen Sie sich vor: …

Frau Nettesheim

Warum soll ich mir etwas vorstellen? Ich dachte, Sie schildern eine reale Begebenheit.

Trithemius
Bitte, Frau Nettesheim, ich bin Rekonvaleszent. Also, ich liege im Behandlungsstuhl. Da eröffnet mir die Ärztin gar schreckliche Komplikationen, die möglicherweise gegebenenfalls während und nach dem Eingriff auftreten könnten.

Ich: Warum erzählen Sie mir das?
Sie: Das muss ich dem Patienten aus rechtlichen Gründen sagen.
Ich: Mit der Folge, dass Ihr Patient gleich ohnmächtig wird. Er hat nämlich nicht gefrühstückt.
Sie. Warum denn nicht?
Ich: Weil ich verreist war und meinen Kühlschrank leer vorfand.

Da drückte sie mitfühlend meine Hand und sagte: „Wir machen ganz langsam!“, derweil die Helferin meine Wange streichelte und sagte: „Wir machen ganz schnell!“ Beide Botschaften waren als Trost gedacht, und die Quintessenz lautete: So schnell wie möglich und so langsam wie nötig. Mehr Professionalität kann man doch nicht verlangen, Frau Nettesheim. Und so bin ich im Nachhinein sogar froh, dass keine gute Seele beizeiten meinen Kühlschrank aufgefüllt hatte, denn auf diese Weise erschlich ich mir besondere Aufmerksamkeit.

Frau Nettesheim

Der leise Vorwurf trifft mich nicht, Trithemius, denn bislang haben Sie bei mir den Eindruck erweckt, Sie ernährten sich von Zigaretten und Kaffee.

Trithemius
Sehen Sie, Frau Nettesheim, just beides ist mir gestern verboten gewesen, und das ist der letzte Beweis meiner Existenz.

Frau Nettesheim

Nur weil Sie Rekonvaleszent sind und trotzdem heute das Teppichhaus geöffnet haben, will ich Ihnen nicht wirklich widersprechen, mein armer Trithemius.

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