Heute bin ich zweimal beim Radfahren von einer Frau überholt worden. Die erste habe ich ziehen lassen. Sie war in Sportkleidung. Später jedoch rauschte eine Mutter mit leerem Kindersitz auf dem Gepäckständer an mir vorbei und lächelte überlegen, als sie auf meiner Höhe war. Hohe Schuhe trug sie auch noch. Da wunderte ich mich, denn ich war zügig gefahren. An einer Wegkreuzung habe ich sie wieder überholt, weil sie einen kleinen Umweg machte. Um die Schmach nicht noch einmal zu erleben, bin ich schneller gefahren und habe sie abgehängt. Jedenfalls wähnte ich mich bald allein auf der windigen Vennbahntrasse. Und da ich nicht verschwitzt im Institut ankommen wollte, fiel ich wieder in meinen alten Trott, zumal ich noch ein wenig die Landschaft genießen wollte, das Wechselspiel des Lichts unter den jagenden Wolken.
Diesen Teil der Vennbahntrasse fahre ich besonders gern. Er ist ein bisschen wellig und geht leicht bergauf. Doch zunächst taucht man in einen schnurgeraden Abschnitt, der links und rechts von halbhohen Bruchsteinmauern begrenzt ist. Darüber wölbt sich ein dichtes Blätterdach. Hier ist es stets ein wenig feucht und deutlich kühler als unter dem Himmel. Man fährt über nasse Blätter und kleine Zweige, die vom Sturmwind der letzten Tage herabgerissen wurden.
Weit hinten lockt hell der Ausgang aus dem grünen Dämmer des Kanals. Es geht hinaus auf einen Viadukt, der in beachtlichen Bögen aus Bruchstein das Tal eines kleinen Flusses überspannt. Das schwarzbunte Vieh unten auf den Wiesen trampelt manchmal hindurch, und so sind die Ränder des Flüsschens schlammig ausgefranst.
Drei Fugenrinnen hat die betonierte Fahrbahn der Brücke. Dort rumpelt es ordentlich, weil sie mit den Jahren etwas abgesackt sind. Links öffnet sich der Blick auf ein zweites Tal.
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