Ein alter Weg, von weitem betrachtet

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Ich sah heute einen alten Weg. Eine ganze Weile sah ich ihn, von der Autobahn aus, solange er sich drüben parallel durch die Felder zog. Auf diesem Weg bin ich früher oft gefahren. Er hat ein helles Verbundpflaster, auf dem es gut rollt. Mal fuhr ich den Weg von Süden nach Norden, mal kam ich von Norden und fuhr ihn nach Süden. Ein bisschen erinnert er mich an eine Teilstrecke des Radrennens Paris-Roubaix.

Da führe ich, nähme den Kopf nach unten und würde versuchen, ein gleichmäßig hohes Tempo zu kurbeln. Doch ich käme nicht weit. Denn die Zuckerrübensaison hätte schon begonnen. Die Bauern hätten mit ihren Traktorgespannen den Schlamm der Felder auf den Weg gefahren.

Vor mir fährt eine Frau. Sie ist schnell und will sich zeigen. Da ist ihr Vorderreifen, und darunter der Schlamm. Die Frau stürzt rascher als ich sehen kann. Fällt auf den Weg, und ihr Rad schliddert in die Böschung. Ich habe keine Zeit zu bremsen.

Bei einer Frau einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, ist ein an sich ehrenvolles Bemühen, wenn es sich im Rahmen der Schicklichkeit hält. Einen bleibenden Eindruck musste ich bei dieser Dame leider auch hinterlassen, – in ihrem Rücken, in den ich mit Karacho hinein glitt.

Schicklich kann ich nicht nennen, was ich ihr angetan. So klopfe ich für sie an einem nahen Bauernhof. Eine mürrische Bäuerin öffnet. Ihre Hilfsbereitschaft hält sich in Grenzen. Immerhin gewährt sie den Zugang zu einem Wasserhahn.

Der Sturz liegt acht Jahre zurück. Er veränderte mein Leben.

Heute sah ich von weitem diesen Weg.
Er wurde von anderen Menschen befahren.

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