Einiges über Jack – Verboten für Außerirdische

Wenn auf dem Gehweg einer direkt hinter mir herläuft, gehe ich langsamer, damit die aufdringliche Person überholen kann. Heute ließ ich mich wieder überholen. Es war ein stämmiger Mann in Jeans. Seine feisten Oberschenkel rieben aneinander, aber das schleifende Geräusch, das ihn begleitete, kam von seiner Jacke. Sie war nämlich künstlich. Auf der rechten Schulter trug der dickliche Mann ein Monogramm. Er hieß Jack Wolfskin. Das ist ein Allerweltsname wie Hans Meier. Ich habe schon Hunderte mit dem Namen Jack Wolfskin gesehen. Sie werden in einer Fabrik am Stadtrand aus Fleischklöpschen geklont.

Das ist natürlich Quatsch. In Wahrheit sind es ganz normale Menschen. Sie betreten in der Innenstadt einen Laden und kommen wieder heraus als Jack Wolfskin. Für das Privileg, ihre Individualität aufzugeben und Jack Wolfskin zu heißen, bezahlen sie Geld.

Mein Kollege Leise Töne glaubt, dieses Phänomen habe etwas mit Mimikry (Nachahmung) zu tun. Das bedeutet: Harmlose Tiere ahmen das Aussehen von gefährlichen Tieren nach, um Fressfeinde abzuhalten. Welche Fressfeinde vom Monogramm Jack Wolfskin abgehalten werden, weiß ich nicht. Wir können aber von der Mimikry auf die Fressfeinde schließen. Sie müssen viel größer sein als ein dicklicher Mann mit feisten Oberschenkeln, damit sie ihn fressen können. Vermutlich handelt es sich um außerirdische Monster. Sie können Lateinschrift lesen und verstehen Englisch. Wenn sie auch noch mit der Konnotation englischer Namen vertraut sind, denken sie, dass Jack ein zäher Naturbursche aus lauter Muskeln und Samensträngen ist (Lumberjack). Seine Jacke sieht zwar nicht aus wie ein Wolfspelz, ist aber einer. Die außerirdischen Fressfeinde sind also ziemlich dumm, wenn sie glauben, ein Jack im synthetischen Wolfpelz wäre ungenießbar. Auf die Idee, einen aus der Haut zu pellen, sind sie offenbar noch nie gekommen. Vielleicht wäre ein Jack ohne synthetischen Tierpelz sogar ziemlich lecker.

Die Jack-Wolfskin-Mimikry hat einen erheblichen positiven Nebeneffekt, nämlich die Begünstigung bei der Partnerwahl. Weibchen finden Jack-Wolfskin-Männchen besonders attraktiv und paaren sich gern mit ihnen, weil sie hoffen, dass man ihnen kleine Jacks macht, die ebenfalls nicht gefressen werden. Auf diese Weise findet eine natürliche Selektion statt. In wenigen Jahrzehnten wird man auf den Straßen und Plätzen nur noch synthetische Wolfshäuter sehen, die Jack heißen. Dann sind die außerirdischen Monster gekniffen.

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