Ein dreihufiges Urpferd betritt die Bühne

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Letzte Nacht lag ich wach und fragte mich, ob es ein dreihufiges Urpferd gibt. Ich hatte ein Manuskript für eine Zeitung redigiert. Da war von einem „dreihufigen Urpferd“ die Rede, und das hatte ich zunächst einfach so hingenommen. Wie sollte ein solches Pferd denn ausgesehen haben? Hatte es nur drei Beine? Es müsste vielleicht „dreizehig“ heißen. So war es denn auch, ein Blick ins Internet bringt kein Ergebnis auf „dreihufig“. Wieder etwas dazugelernt. Falls mich demnächst einmal ein Passant anhält und fragt, ob ich zwei dreizehige Urpferde weiß, dann kann ich jetzt sagen: „Aber sicher, Hippotherium und Pliohippus!“

Hoffentlich stimmt das auch, denn nicht immer ist dem Internet zu trauen. Wer sich zum Beispiel vergewissern will, ob die Schreibweise eines Namen oder Fachwortes korrekt ist, könnte im Internet auch Einträge zu seiner eigentlich falschen Schreibweise finden und sich in trügerischer Sicherheit wiegen. Das wäre peinlich, denn die jeweiligen Fachleute bleiben beim Lesen dran hängen wie an einem Augennagel und schimpfen dich einen Narren.

Umgekehrt ist bestimmten Manuskripten nicht immer zu trauen. Viele Schüler und Studenten schreiben ihre Facharbeiten, Referate oder Seminararbeiten nicht mehr selbst, sondern suchen sich die passenden Textbausteine aus dem Internet zusammen. Der „Copy-and-paste“-Befehl erfordert ja auch eine gewisse Intelligenzleistung, – sie reicht mindestens, wenn man gerne Ein-Euro-Jobber werden will. Lesen möchte man derart zusammengeklaute Texte nicht, es ist Wortmüll, der auf Dauer die Glaubwürdigkeit von Schriftsprache bedroht.

Ein Plagiat zu enttarnen, ist dank Internet nicht schwer, denn es gibt Plagiat-Suchmaschinen und –Software, mit deren Hilfe man übereinstimmende Phrasen entdecken kann. Einfache Suchmaschinen sind manchmal schneller. Zum Test habe ich hier die erste Zeile des gestrigen Abendbummels eingegeben, und bin sofort fündig geworden. Eine Darstellung der Plagiatsproblematik an Universitäten gibt es hier.

Das dreihufige Urpferd war jedenfalls kein Plagiat, sondern vermutlich ein Hörfehler. Nicht richtig hingehört und schon falsch notiert. Schließlich gibt es Paarhufer, warum also keine Dreihufer? Man könnte dieses Wort leicht in die Sprache einführen, indem man es oft im Internet verwendet. Falls dann einer zu faul ist, im Lexikon nachzuschauen, ist das dreihufige Urpferd in der Welt. Es hat übrigens an jedem Bein drei Hufe und geleitet fast so schön dahin wie Sleipnir, das achtbeinige Ross des nordischen Göttervaters Odin.

Teppichhaus-Internetregistratur

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