Eine ganze Woche habe ich mich mit dieser Sache beschäftigt; sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Eine der beteiligten Personen schätze ich als souveräne Moderatorin, und mir wäre lieber, es wäre anders. Und ich grummle auch innerlich wider die Süddeutsche Zeitung, die ich gar für die beste deutsche Zeitung halte.
Vor Jahren erhielt ich einen Rundbrief eines Redakteurs der Frankfurter Rundschau, in dem unter anderem stand, der damalige Chefredakteur Roderich Reifenrath lasse grüßen. Zur Zeit kraxle er mit Bundespräsident Roman Herzog auf der Chinesischen Mauer herum. Kurz zuvor hatte der damalige FR-Verlagsleiter Utz Grimmer gesagt, von Verlagsseite sei man nicht glücklich über das linke Image der FR. Potentielle Werbekunden würden abwinken, weil die FR ja nur von linken Oberstudienräten gelesen werde. So wunderte ich mich zunächst darüber, dass ausgerechnet der Chefredakteur der FR im Tross des Bundespräsidenten auf Chinareise gegangen war. Es ist verständlich, dass Journalisten der großen Zeitungen prominente Politiker bei deren Auslandsreisen begleiten. Eine Hand wäscht hier die andere. Der Politiker braucht Medienöffentlichkeit. Er will beim Händeschütteln abgelichtet werden. Und manchmal will er im Ausland den mitgereisten Journalisten auch etwas in die Feder notieren, denn diese Botschaften aus der Ferne werden stets besonders wahrgenommen, spätestens seit Herbert Wehner in Moskau den für Willy Brandt und die SPD verheerenden Satz gesagt hat: Der Herr (Willy Brandt) badet gerne lau.
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