Ein Bild und seine Gedichte (6)

Der Methoden gibt es reichlich,
falls du fragst, wie Liften geht.
Ist die Haut ein wenig weichlich,
wird sie richtig festgenäht.

Aber für so manches Antlitz,
nicht mehr straff und schon was welk,
nimmt man Schlangen ganz aus Lakritz
schnürt dir ein Gesichtsgebälk.

Billig macht man das in Prag,
kostet neunundachtzig Kronen
Zahlst du bar den Geldbetrag
Gibts noch Botox-Infusionen.

Madonna hat sich schnüren lassen
und schaut darob nicht glücklich drein.
Zum Trinken braucht sie Schnabeltassen
es grüßt dich Schwester Frankenstein.

(Trithemius)
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Das scheint mir nicht erlaubt,
hier hat doch jemand was vertauscht,
geschnürt wird hier das Haupt
und mit den Zehen gelauscht?

Und überhaupt ist dieser Kopf
doch reichlich angestaubt.
Macht ihn doch lieber gleich ganz zu
und stülpt darüber einen Schuh!

(Shhhhh)

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There was an old woman with the name Madonna
Who thought in Prague she would be the belladonna
Since she adores to be lickerish
She got in the bondage of licorice
To be Fifty Shades of Grey, that’s what she wanna.

(Careca)
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Und hier das Angebot des Monats,
viel sweeter noch als zwanzig Donuts!
Der Star, verschnürt zum Steinerweichen
will auch die Slackliner erreichen –
denn falls die Busreise zu teuer
tanze am Seil man zum Gemäuer
wo Menschenmassen johlend warten
auf das Produkt der teuren Karten.

Madonna weiß geschickt zu werben
und lässt sich keinen Gig verderben.
Für brechend immervolle Hallen
ließ sie auch gerne Hüllen fallen,
doch mittlerweile dämmert ihr –
im Alter wird Stoff eine Zier.
So fing es an, so hört es auf:
Verschnürung ist ihr Lebenslauf.

(Jessie)
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Droh’n einst die Züge zu entgleiten,
tut’s not, man bügelt sie beizeiten
und näht sie fest hinter den Ohren:
so geh’n sie nimmermehr verloren
und bleiben immer fest und stramm.
(Die Mimik wirkt halt etwas klamm.)

Droht das Gesicht man zu verlieren,
muß man es fest am Kopf verschnüren:
so bleibt es dort, wo’s hingehört
und rutscht nicht in den Kragen.
(Obwohl’s die Mimik halt zerstört,
das muß man freilich sagen.)

So bringt man das Gesicht in Form,
damit es dann entspricht der Norm
und sich nicht unterscheiden
die Larven, gleich ob jung, ob alt.
(Die Mimik muß dran glauben halt,
das läßt sich nicht vermeiden.)

Es ist die Schönheitschirurgie
drum eine Form von Mimikry:
die Mimik wird hinweggebügelt
und stattdessen vorgespiegelt
eine Larve, kein Gesicht
das der Wirklichkeit entspricht.

(Krassnig)

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4 Kommentare zu Ein Bild und seine Gedichte (6)

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