Mohrenköpfe vor Lampedusa

Irgendwo im bayerischen Hinterwald liegt das imaginäre Dorf Trethoven, von dem Heimito von Doderer schreibt, dass sich dessen Bewohner den ganzen Tag gegenseitig in den Arsch treten. Vermutlich ist diese Spielart bayerischer Folklore nicht nur Fiktion, sondern ein Sinnbild für finstere Gesinnung. An den Stammtischen mit der finstersten Denkungsart holen sich Politiker ihre Ideen. Sie werden eingeschleppt von der CSU und verbreitet von den Koalitionspartnern CDU und SPD. Eine der übelsten Ideen dieser Tage ist die Absicht der EU, das Ersaufen von Flüchtlingen im Mittelmeer mit einem „Dreistufenplan“ militärisch zu bekämpfen.

Am gestrigen Dienstag meldete Tagesschau.de: „Der Dreistufenplan beinhaltet eine verbesserte Aufklärung, eine Durchsuchung von Schleuser-Schiffen auf See sowie mögliche militärische Einsätze zur Zerstörung von Booten in Libyen selbst. Über das Bürgerkriegsland werden Schätzungen zufolge 80 Prozent des Menschenschmuggels über das Mittelmeer abgewickelt.“ (Tagesschau.de)

Man muss erschüttert feststellen, dass es wohl in der gesamten christlichen Wertegemeinschaft Europa Politiker an der Macht sind, denen man gepflegt ins Hirn geschissen hat. Diese Schnapsidee von den Stammtischen zu Ende gedacht: Da zerstören also europäische Kanonenboote die einigermaßen seetüchtigen Boote der Schleuser. An den Küsten Libyens aber drängen sich weiterhin Flüchtlinge, die aus guten Gründen unbedingt nach Europa wollen. Also steigen sie notgedrungen in die verbliebenen Seelenverkäufer, von denen man in den Kommandostellen der Kriegsflotte gedacht hat, dass man die nicht zerstören müsse, weil sie ohnehin nicht seetüchtig sind. Ergebnis: Das schreckliche Geschehen auf dem Mittelmeer nimmt noch grausigere Ausmaße an. Gut, Europa ist natürlich schon aus dem Schneider, wenn die Pötte mitsamt Frauen und Kindern noch im Hafenbecken von Tripolis absaufen.

Inzwischen hat die libysche Regierung den völkerrechtswidrigen Kampfeinsatz der EU glücklicher Weise abgelehnt. Ich kenne Leute, die zucken zusammen, wenn sie das Wort „Neger“ hören. Wir benennen die Mohrenköpfe um in Schokoküsse. Aus Pipi Langstrumpfs Vater, dem Negerkönig, wird ein Südseekönig. Peinlich achten wir auf political correctness, aber haben scheints kein Problem damit, welche Ungeheuerlichkeiten die EU in unserem Namen beschließt. Ersaufen dürfen die Flüchtlinge wohl. Solange sie keiner „Neger“ nennt, ist alles gut. So scheinheilig sind wir Leute aus Trethoven.

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7 Kommentare zu Mohrenköpfe vor Lampedusa

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