Endlich! Das Niveau am Teppichhaus wird abgesenkt


Der Bürgersteig vor dem Teppichhaus war lange Zeit ein Flickenteppich. Kürzlich ist er ziemlich aufwändig neu gemacht worden. Die Flicken aus Asphalt wurden mit einem Bagger aufgerissen, der Schutt abgetragen, ein Kiesbett gelegt, ein Sandbett bereitet, die Kantsteine wurden neu gesetzt, der Bürgersteig auf Länge der Straße mit Betonplatten gefliest. Die Straßenbäume bekamen eine neue, großzügige Einfassung. Gestern Morgen rückten fünf Arbeiter vom Tiefbauamt mit schwerem Gerät an und rissen den Bürgersteig vor der Einfahrt wieder auf wie eine frisch verheilte Wunde.

Als ich vom Mittagesssen zurückkam, fragte ich einen Arbeiter, wozu das nötig wäre. „Die Einfahrt muss abgesenkt werden“, sagte er. Dabei machte er eine anschauliche Bewegung. Die Handfläche zeigte nach unten, und seine Hand beschrieb einen flachen Bogen. Tatsächlich waren die schweren Bordsteine schon tiefer gelegt, das Ergebnis eines Morgens, genauer von 30-Mann-Stunden und dem Einsatz eines Lastenkrans. Diese Bordsteine sind nämlich ziemlich große Karwenzmänner aus Granit. Sie stecken größtenteils in der Erde und sind einbetoniert, weshalb sie zuerst mit einem Pressluftmeißel befreit werden mussten. Die Platten des Bürgersteigs waren nicht wieder verlegt. Stattdessen standen zwei Stapel mit Betonflastersteinen da. Während ich mein Fahrrad um den aufgerissenen Plattenbelag herum schob, fragte ich mich, wer die nachträgliche Absenkung des Niveaus wohl veranlasst hatte. Man wird’s doch nicht aus freien Stücken nur für die ein- und ausfahrenden Radfahrer des Hauses tun. Oder hat man Geld zuviel?

Die Niveauabsenkung in Vorbereitung – Foto: Trithemius

Jedenfalls fiel mir schon auf der Treppe ein, dass mich damals, als noch alles Baustelle und ich mit dem Rad nach Hause gekommen war, der glatzköpfige Vorarbeiter des Bautrupps gefragt hatte, ob die Einfahrt für Autos genutzt wird. Es hängt nämlich ein Schild neben der zweiflügeligen Eingangstür „Einfahrt freilassen“ mit einem stilisierten Abschleppwagen, der ein Auto am Haken hat. In den sieben Jahren, in denen ich im Haus wohne, ist nie ein Auto reingefahren. Es stünde da nämlich im Hausflur und links und rechts könnte niemand mehr vorbei. Aussteigen könnten nur ganz dünne Leute. Ein Feuerwehrwagen würde überhaupt nicht reinpassen. Folglich hatte ich die Frage wahrheitsgemäß verneint. Mir war aber nicht klar gewesen, dass es um die Frage gegangen war, ob die Einfahrt abgesenkt werden soll oder nicht, denn auch Radfahrer fahren nicht gerne über Bordsteinkanten.

Ich weiß nicht, was die nachträgliche Absenkung der Einfahrt den Steuerzahler, also auch mich, kostet. Aber wenn es keinen Plan gibt, in dem derartige Details vorab festgelegt sind, sondern glatzköpfige Vorarbeiter entscheiden, nachdem sie einen ahnungslosen Radfahrer befragt haben, bin ich unschuldig wie damals, als die große Scheune abbrannte, nachdem ich mit meiner späteren Frau darin übernachtet hatte. Die Scheune brannte nämlich erst in der Nacht darauf.

Schönen Tag.

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