Leuchtender Karl, Trick 17 und galaktisches Rauschen

Rauschen ist ein Begriff aus der Kommunikations- und Informationstheorie. Der Begriff meint stochastische Störungen, die auf dem Übertragungskanal zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht auftreten können. Was Trick 17 ist, lässt sich leider nicht so genau klären. Die sogenannte Pro7-Wissensshow „Galileo“ hat verbreitet, ein Magier namens Carlos Luminoso (zu deutsch „leuchtender Karl“) habe ein Buch mit seinen Zaubertricks hinterlassen. Die letzten Seiten, auf denen sein Trick Nummer siebzehn beschrieben war, seien bei einem Brand vernichtet worden. Schöne Geschichte, doch leider nicht wahr.

Die Neue Osnabrücker Zeitung enthüllte am 16. November 2006, Carlos Luminoso sei die Erfindung eines „Kölner Scherzbolds, der sich die ganze Geschichte zum Spaß ausgedacht hatte.“ Der „Galileo“-Redaktionsleiter entschuldigte sich später, ein Praktikant habe schlampig recherchiert. Erst letztens hat Teppichhaus-Volontär Hanno P. Schmock vor dieser unsäglichen Sendung gewarnt, die vermutlich von unbezahlten Praktikanten gemacht wird.

Wie der sprichwörtliche Trick 17 mit Selbstüberlistung geht, kann ich mitteilen. Gestern Morgen fuhrwerkte meine Haushaltshilfe besonders eifrig mit dem Staubsauger herum, saugte auch in den Ecken, wo mein Telefonanschluss ist. Plötzlich war meine Internetverbindung weg. Mitten im infernalischen Geheule des Staubsaugers begab mich auf Fehlersuche. Irgendwo musste eine Kabelverbindung sich gelockert haben. Als es wieder ruhig war, und ich am Telefonstecker gewackelt hatte, prüfte ich, ob das Telefon wieder ging, indem ich vom Festnetz mein Mobiltelefon anrief. Yo, es klappte wieder!

Später beim Mittagstisch, meldete mein Mobiltelefon einige E-Mails. Ich sah, dass mich auch jemand angerufen hatte. Die Nummer kannte ich nicht, rief aber zurück und hörte die Ansage einer Frauenstimme: „Hallo! Dieser Anschluss ist zur Zeit nicht besetzt…“ Sie klang wie meine Ansage, denn ich bin seit Jahren zu faul, den voreingestellten Text zu modifizieren. Leise wunderte ich mich, sagte mir aber, dass ich bestimmt nicht der einzige auf der Welt bin, der zu faul ist, den Ansagetext zu ändern, wollte den sympathischen Menschen gerne kennenlernen und sagte: „Hallo, Sie haben mich eben angerufen.“ Als ich nach Hause kam, blinkte an meinem Festnetztelefon die Leuchte des Anrufbeantworters. Ich drückte die Taste und jemand sagte: „Hallo, Sie haben mich eben angerufen….“

Inzwischen duze ich mich wieder, frage mich aber, ob es nicht ratsam wäre, die eigene Festnetznummer zu kennen. Aber es ist vielleicht nur Weiberkram. Alle Frauen, die mir je näher begegnet sind, konnten die für sie wichtigen Telefonnummern auswendig und ebenso die unwichtigen, während ich kaum eine Nummer mir je gemerkt habe. Die passen einfach nicht in meinen Kopf. Irgendwas in mir weigert sich. Ich habe auch schon mehrmals ratlos vor dem Geldautomaten gestanden, weil ich just die PIN vergessen hatte, und das sind doch nur vier Zahlen, die ich ewig schon im Gebrauch habe.

Alles hängt wohl zusammen mit einem frühkindlichen Alptraum, der immer wieder kehrte. Da war ich von Zahlen umschwirrt, die rasend schnell von mir wegstrebten und dabei immer größer wurden, was mir das Gefühl gab, immer winziger zu werden und gräßlich einsam und hilflos in eine leere Welt geworfen zu sein. Vermutlich ein Geburtstrauma, könnte man denken. Aber vielleicht habe ich die unfassbare Expansion des Kosmos geträumt, in dem die Galaxien immer schneller werden, je weiter sie vom Urknall weg sind.

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