Derweil wir schliefen – Traumzeit mit Frau Nettesheim

Trithemius
Wissen Sie, was ich letzte Nacht geträumt habe, Frau Nettesheim?

Frau Nettesheim
Woher denn? Wenn Sie es nicht wissen.

Trithemius
Ich hatte Aktienkurse manipuliert.

Frau Nettesheim
Ach so! Sie haben im Traum Aktienkurse manipuliert.

Trithemius
Genau. Und angestiftet hatte mich dazu ein mir bislang unbekannter verbrecherischer Schwippschwager. Der aber stürzte im Triumph über den gelungenen Scoop in den Tod.

Frau Nettesheim
Wie das?

Trithemius
Er war Hausbesitzer und hatte aus Geiz die Balkongitter an seinem Mietshaus nie auf Sicherheit überprüfen lassen. Also lehnte er sich gegen so ein Gitter, schaute schadenfroh auf die Welt, die er betrogen hatte, das Gitter brach ab, und er stürzte mitsamt Gitter auf die Straße. Als ich hinzukam, war er schon mausetot. Lange Nägel, die herausgestanden hatten, waren ihm ins Herz gedrungen, von seinem Körpergewicht hineingetrieben. “Nicht schlecht“, dachte ich. “Jetzt brauche ich den Aktiengewinn nicht mit ihm zu teilen.“

Frau Nettesheim
Sie hatten kein Mitleid?

Trithemius
Das war doch die gerechte Strafe für einen hartherzigen Mann. An der eigenen Gier verröchelt und so. Aber jetzt hatte ich Angst, die Sache allein durchstehen zu müssen. Denn die Aktienmanipulation war ein Ding der Mafia. Mir war klar, dass die Mafia es nicht dulden würde, dass sich einer auf ihre betrügerische Manipulation sattelt. Als Trittbrettfahrer, quasi.

Frau Nettesheim
Ein Trittbrettfahrer braucht keinen Sattel.

Trithemius
Wieso Sattel? Und wieso unterbrechen Sie mich dauernd, Frau Nettesheim? Ich weiß überhaupt nicht, was Sie mit einem Sattel wollen. Reden wir etwa über verfluchte Lederfetischisten? Oder Pferdemädchen?

Frau Nettesheim
Tut mir leid. Erzählen Sie weiter!

Trithemius
Jetzt habe ich keine Lust mehr. Es wurde noch spannend, aber das behalte ich lieber für mich. Die Mafia versteht keinen Spaß. Jedenfalls: Als ich aufwachte war es halb neun, und die Sonne stand falsch. Sie schien gülden aus dem tiefen Osten. Draußen war es viel zu ruhig für halb neun, und ich war noch sooo müde, kriegte die Augen kaum auf.

Frau Nettesheim
Gähn, wie spannend.

Trithemius
Da dachte ich: „Wat will die Welt von mir? Die tickt doch nicht richtig.“ Und hab mich erst mal drei Stunden in eine Eiswanne gelegt, damit die Welt sich wieder synchronisieren konnte. Als ich rauskam, war mein quadratischer Wecker umgefallen.

Frau Nettesheim
Während Sie im Eis gelegen haben, obwohl Sie überhaupt keine Wanne haben?

Trithemius
Nein, gestern Abend. Da hatte ich ihn wohl mal wieder falsch hingestellt. Und als ich gedacht hatte, es ist halb neun, war es in Wahrheit erst viertel nach sechs gewesen. Die Welt war also im Takt. Ich hätte mir die Eiswanne sparen und bis eben im kuscheligen Bett bleiben können.

Frau Nettesheim
Chaot! Und so einer will Aktien manipuliert haben, püh!

Trithemius
Das war mein SCHWIPPSCHWAGER!

Dieser Beitrag wurde unter Frau Nettesheim abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Kommentare zu Derweil wir schliefen – Traumzeit mit Frau Nettesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.