Humorkritik – aus dem Trüben gefischt

Dass wir in Deutschland nichts zu lachen haben, liegt eventuell an der fehlenden Sonne. Keine zwei Sonnenstunden brachte der Januar bislang. Da mag man sich schon mal entzweien. „Ehe-Aus: Christian Wulff ist aus dem Haus in Großburgwedel ausgezogen“, meldete die Hannoversche Allgemeine (HAZ) und stellt ihn als Akteur dar. Aber die Straße weiß besser, wer schuld an der Trennung ist, nämlich Skandalweib Bettina. Passender wäre die Schlagzeile: „Laufpass für den Loser“ Nicht mal die coole Brille hat sie ihm gelassen. Das zeigen die neusten Aufnahmen des Frührentners. Er ist zu seinem alten Äußeren zurückgekehrt.

Derweil focht der Branchendienst meedia einen bierernsten Strauß mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) aus. Man glaubte nachgewiesen zu haben, dass die Süddeutsche Zeitung die Meldung von der Trennung aus der Bildzeitung abgeschrieben hatte, ohne das kenntlich zu machen. Vielmehr hatte die SZ auf eine eigene Quelle verwiesen, weil man offenbar zu fein ist, sich auf die Schmuddelpresse zu berufen. Den Exklusivartikel in der Bild hatte aber deren Chefredakteur Kai Diekmann verfasst, obwohl er laut meedia, derzeit „in den USA weilt“. Die Stilebene dieser Formulierung zeigt eine gewisse Ehrfurcht an. Hochgestellte Persönlichkeiten „weilen“ irgendwo. Das erklärt, warum meedia nicht versteht, dass die SZ sich nicht zu Diekmann bekennen mag. Dabei gründelt man doch bei der SZ ebenso gerne im Bushofklo, um aufzutauchen mit einem dicken Fisch im Maul, also in diesem Fall mit zwei, den getrennten Wulffs.

Apropos Bushofklo: Im Laufe seines Lebens vertilgt der durchschnittliche Deutsche laut „Fleischatlas 2013“ vier ganze Rinder, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner. 1097 Tiere (Fische nicht mitgerechnet) wandern also durch den Verdauungstrakt von so durchschnittlichen Leuten wie Kai Diekmann oder Christian Wulff. Was bleibt, ist ein mächtiger Haufen Fäkalien, den man zum Glück nicht vermessen hat. Der übertriebene Fleischkonsum bringt nicht nur ökologische Katastrophen mit sich, er ist auch Anlass für einen bestialischen Umgang mit Tieren. Der durchschnittlich schizophrene Deutsche hält sich trotzdem für einen Tierfreund, weshalb er sich mitfühlend für das Schicksal von im Eis eingeschlossenen Schwertwalen interessiert. Deren Glück, dass man Orcas nicht fressen kann.

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