Endlich wieder Aktionismus – mit halben Portionen

Seit an Seit mit Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), hat Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) die Initiative vorgestellt, dass Restaurants kleinere Portionen anbieten sollen. Weil in deutschen Restaurants soviel weggeworfen würde, was „Zu gut für die Tonne“ ist.

Wir lassen ja alle im Restaurant immer die Hälfte zurückgehen. Wir verwöhntes Pack picken nur einmal ins Essen und sind schon bedient. Wir vermuten ein Haar in der Suppe und lassen sie unverzüglich in den Ausguss kippen. Wir rufen: „Herr Ober, der Kaffee hat Kork!“, weil uns die Tasse zu groß ist. Wenn wir uns unbeobachtet fühlen, spucken wir schon den ersten Bissen in die Serviette. Wir bunkern alles in den Backen und kotzen es vor die Tür. Wir gehen überhaupt nur ins Restaurant, um Speisen zu vernichten. Dass diesem flegelhaften Verhalten ein Ende gesetzt wird, haben wir Ilse und Ingrid zu verdanken. Wobei besagte Ingrid sich vor Vergnügen gekringelt hat, dass die tumbe Aigner sich vor den Karren des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hat schirren lassen.

Der Aufwand für ein Gericht ist bei einer kleinen Portion ebenso groß wie bei einer großen. Es verringern sich nur die Menge und mithin der Preis der verwendeten Zutaten. Da aber Kochen hohe Arbeitskosten verursacht, wird jeder einsehen, dass eine kleine Portion fast so teuer sein muss wie eine große, ja, dass sich die Restaurants sogar den Luxus bezahlen lassen müssen, dem Kunden die Wahl zwischen einer großen und kleinen Portion freizustellen, weil sich das nur rechnet, wenn die Köche auf passende Vorratshaltung und Portionierung umstellen, was ein zeitlicher Mehraufwand ist. Und es gibt ein Problem mit der Frische, denn wenn bestimmte Lebensmittel nicht schnell genug verarbeitet werden können, müssen sie ebenfalls weggeworfen werden. Sollen sie aber nicht. Zum Glück gibt es die Tafeln und genug Leute, die uns den Mülll wegessen, sonst sähe Frau Aigner alt aus.

Ob sie sich deshalb freuen kann auf ein dereinst gut dotiertes Pöstchen beim Hotel- und Gaststättenverband, ist noch ungwiss. Denn wer sich die Idee andrehen lässt, halbe Portionen in Restaurants könnten die Flut der weggeschmissenen Lebensmittel allüberall eindämmen, hat irgendwie Probleme mit dem Denken und taugt nach der Abwahl nur für einen Posten in oder an der Biotonne. Denn nicht jede halbe Portion ist zu gut für die Tonne. Weiß nicht nur der Wähler, sondern auch der gewiefte Hotel- und Gaststättenverband.

P.S.: Es gibt natürlich auch die teure Lösung.

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