Etwas über das Mysterium der Damenhandtaschen

Mein Studienfreund Nebenmann hat mir heute eine E-Mail geschrieben, worin er an etwas erinnert, das unsere Phantasie während des Studiums eine Weile beflügelt hat: das Mysterium der Damenhandtaschen. Nebenmann schreibt:

„Da habe ich doch kürzlich in einem Pseudo-Kulturteil einer Zeitschrift gelesen, dass irgend so ein Schnösel sich an unseren Phantasien vergangen hat und die Geheimnisse der Damenhandtaschen zu seinem Thema machte. Steht da nicht eine Plagiatsklage an? Aber wenn solch öffentliche Banalisierung von bislang verborgenen Ahnungen schon einmal geschehen ist, heilt auch ein gewonnener Prozess diese Verletzung von geistigem Eigentum nicht mehr, also: als Verlust abschreiben, wieder ein Mysterium weniger, (…).“

Ein Plagiat liegt vermutlich nicht vor, weil wir damals nichts von unseren Spekulationen über den Inhalt von Handtaschen aufgeschrieben haben. Auch kenne ich den Text über Damenhandtaschen nicht, kann also nicht ermessen, wie der schnöselige Autor sich am Geheimnis der Handtaschen vergangen hat. Es darf natürlich nie und nimmer gelüftet werden, wenn es weiterhin unsere Phantasie beflügeln soll. Vermutlich hat Nebenmann trotzdem Recht. Die Scheu, in fremde Taschen zu schauen, sinkt ja angesichts der unzähligen Spitzel- und Stalking-Möglichkeiten, die das Internet bietet. Mit dieser Madness geht eine sinkende Achtung vor dem Privaten einher, die dann auch die Entzauberung der Handtaschen möglich macht.

In manchen mag Chaos herrschen, manche sind gewiss peinlich sortiert, aber egal wie; so eine Handtasche muss eine seelische Stütze sein. Manche Frauen gehen nie ohne Handtasche aus dem Haus, fühlen sich bar und bloß ohne die Hilfsmittel, die ihre Handtasche bewohnen. Aber oft sind die Handtaschen so groß, ihr Inhalt aber so gering, dass noch bequem ein Einkauf obendrauf passt. Auch wenn man nur ein dem Laden entsprungener Schwengel ist, der jetzt das Feuilleton mit seinen Enthüllungen vollschmieren darf: Jeder Mann hüte sich davor, in die Handtasche einer Frau zu schauen. Der Blick würde nicht nur die Handtasche, sondern auch die Besitzerin entzaubern.

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