Der Papst hat Geburtstag, ich freu mir nen Keks

Am Karlsplatz in München nahebei der U-Bahn-Station lungert eine Junggeselleninnenabschiedsgruppe herum. Die zukünftige Braut trägt bereits einen Brautschleier auf dem Haar, einen ganz schütteren, kleinen, wie man ihn vielleicht an der Kirmeswurfbude als Trostpreis bekommen kann. Oder beim Kamelrennen. Erst letztens hörte ich von einigen jungen Frauen, sie seien ganz verrückt auf Kirmeskamelrennen. Das trifft sich gut, denn in vielen Städten wird der Frühling mit einer großen Kirmes begrüßt. Die zukünftige Braut mit dem Kunststoffbrautschleier von der Frühlingskirmesbude steht einfach nur da und lässt sich bewundern. Es muss wunderbar sein, für das bloße Herumstehen bewundert zu werden. Eine Passantin, deren rechtes Auge mit einem großen weißen Pflaster zugeklebt ist, hat erfreut ihr Handy an das offene Auge gehoben und fotografiert die zukünftige Braut. Dann dreht sie lächelnd ab und betritt die Rolltreppe nach unten. Dabei wirft sie noch immer lächelnd ein Auge zurück. Offenbar glücklich über das Gesehene und ihren Schnappschuss davon, sinkt sie ab in den Orkus.

Zum „85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI“ habe sich heute eine150-köpfige Delegation aus Bayern eingeladen, angeführt von Horst Seehofer, meldet der BR stolz. Eigentlich ist der Papst ja Katholik, und Katholiken feiern traditionell nur ihren Namenstag. Zudem: Der Papst wird heute 85 Jahre, aber er feiert nicht seinen 85-jährigen Geburtstag. Wikipedia weiß: „Mit dem ersten Geburtstag ist der erste Jahrestag der Geburt gemeint.“ Josef Ratzinger ist am 16. April 1927 geboren, folglich war sein 1. Geburtstag erst 1928. Darum kommt die 150-köpfige Delegation aus Bayern zum „85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI“ genau ein Jahr zu früh. Ob er nachgerechnet hat oder sich nur als „Packesel Gottes“ in Demut üben wollte, jedenfalls ließ der Josef Ratzinger verlauten, für ihn sei das heute ein ganz normaler Arbeitstag. Und an so einem normalen Arbeitstag muss er sich beispielsweise von 150 Nasen die Zeit stehlen lassen, die seine Hand schütteln und blöde Fotos machen wollen. Upps, jetzt ist mir gerade das Bild entglitten, weil Nasen keine päpstliche Hand schütteln oder Fotos machen können. Aber vielleicht bewirkt der Papst ja heute ein einfaches Arbeitstagwunder, lässt sich von 150 Nasen die Hand schütteln, dabei fürs Fotoalbum knippsen und bringt dem BR in einem das Rechnen bei. The Specials:

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