Tote kaufen keine Bücher – Ethnologie des Alltags

Der Buchantiquar auf der Limmerstraße stellt täglich zwei Regale vor die Tür. Ich hasse das. Denn aus Neugier schaue ich mir immer die Buchtitel an. Hinter mir auf der anderen Straßenseite sagen die Leute vielleicht: „Ach, guck mal, der arme Mann, wie erbärmlich der mit dem Kopf wackeln muss!“ Ja, aber ich habe nicht etwa einen zwanghaften Tick, sondern die Buchverlage zwingen mich dazu. In ganz Deutschland müssen die Bücherei- und Buchladenbesucher immerzu ganz erbärmlich mit dem Kopf wackeln, was ja neudeutsch Headbangen heißt.

Zum Headbangen Bild klicken – Foto: Trithemius

Es ist eines der Alltagsrätsel: Warum können sich Verlage und ihre Typographen nie und niemals entscheiden, ob sie Autorennamen und Titel auf den Rücken von Taschenbüchern links- oder rechtsrum stürzen? Nicht mal innerhalb einer Buchreihe aus demselben Verlag ist das einheitlich geregelt – wie Sie oben, wenn Sie einmal Ihr geneigtes Haupt bitte nach rechts und nach links drehen würden – bei Büchern des btb Verlags wunderbar sehen können. Kann mir einer diese Marotte der Verlage schlüssig erklären? Headbangen kann Nackenschäden hervorrufen – und sogar Schlaganfall. Müssen die Verlage ihre eigenen Kunden mutwillig in Lebensgefahr bringen? Tote kaufen keine Bücher, meine lieben Damen und Herren.

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