Eilmeldung! – Warnung vor meiner Waschmaschine

Meine Wohnung hat Dielenbretter. Als ich vor ziemlich genau drei Jahren einzog, waren die Dielen neu abgeschliffen, aber in der Küche wäre ein Austausch der Bretter nötig gewesen. Da war nämlich ein Tal, weil einige Dielen durchhingen. Als es im letzten Winter in meiner Küche geschneit hat, hätten welche rodeln können, allerdings nur ziemlich kleine Leute mit ebenso kleinen Schlitten, mehr wie winzige Playmobilmännchen. Die lustige Rodelei in meiner Küche hätte mich kaum gestört, denn ich bin ja nicht oft in meiner Küche. Außerdem ist sie genauso lang wie das Alphabet, nämlich 26 Schritte vom Platz entfernt, an dem ich jetzt sitze und schreibe.

Das hat Vor- und Nachteile. Jeder Gang in die Küche ist eine kleine Wanderung, aber was aus gesundheitlichen Gründen durchaus begrüßenswert ist, erweist sich manchmal als eine Vernichtung von Lebensmittel. Oft schon habe ich eine Pizza in den Backofen geschoben, bin zurück an meinen Rechner gewandert und habe die Pizza beim Lesen und Schreiben vergessen. Bis nämlich meine Pizza olfaktorisch nach mir gerufen hat, kam ich zu spät. Ich habe also schon sehr viel Kohle in meinem Backofen verbrannt beziehungsweise Holzkohle gebrannt, was freilich auch nicht ganz schlecht ist, denn eine nicht gegessene Pizza kann sich nicht auf die Hüften setzen.

Das Tal in
meinen Küchendielen habe ich erst richtig wahrgenommen, als ich dort eine Waschmaschine aufgestellt hatte. Jedes Mal wenn sie schleuderte, hüpfte sie nämlich derart auf und ab, dass ich dachte, sie will abheben und meine Wäsche auf dem Mond waschen. Der Hausbesitzer schickte seine beiden Lieblingshandwerker. Ich finde die beiden wirklich prima, so lange sie nichts in meiner Wohnung machen. Sie haben auf die alten Dielen neue verlegt, schmalere Bretter und sinniger Weise im gleichen Weg wie die alten. Nachdem sie fertig waren, habe ich dem Chef, einem kleinen rundlichen Mann, einen Kaffee gemacht und ein wenig mit ihm über seine Arbeit geplaudert. Da legte er sich gemütlich auf die neuen Dielen und kuschelte sich eine neue Dielenbrettermulde direkt vor meiner Waschmaschine, und dieses Tal senkt sich seither ständig und wird bald bei meinem Unternachbarn eine rätselhafte Delle in der Decke machen.

Heute habe ich gewaschen, also meiner Waschmaschine einiges in die Klappe gestopft. Danach war ich so erschöpft, dass ich mir einen Mittagsschlaf gönnen musste. Mein Schlafzimmer hat eine Wand zur Küche hin. Immer wieder in meinen Schlummer hinein hörte ich meine Waschmaschine schleudern. Sie war gewiss fünfmal auf dem Mond. Ich träumte heftig, worin ich ohne Unterlass mit der Frage beschäftigt war, ob das Waschen auf dem Mond irgendwie nützlich wäre, ob meine Wäsche die Schwerelosigkeit überstehen würde, und wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass herumschwirrende Teilchen sie zerfetzten, ob meine Waschmaschine wohl heil zurückkehren werde oder eventuell mit einem Satelliten kollidieren, und in ganz Deutschland würde das Fernsehen ausfallen. Das gäbe vermutlich Ärger, wenn man darauf kommen würde, dass es meine Waschmaschine war, die Millionen Menschen in kulturellen Notstand gebracht hat.

Aus der Ferne tönt schrilles Gewimmer. Meine Waschmaschine hebt ab zum Weichspülen. Wenn Sie diese Warnung hier nicht lesen können, lieber Leser, wird sie wohl auf ihrem Weg in die Weiten des Weltalls einen wichtigen Kommunikationssatelliten gestreift und unser schönes Internet gekillt haben. Wenden Sie sich mit Ihren Protesten an meines Hausbesitzers Lieblingshandwerker.

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7 Kommentare zu Eilmeldung! – Warnung vor meiner Waschmaschine

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