Ganz legale Wegelagerei im Zirkus des schlechten Geschmacks

„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, schreibt Bertolt Brecht. Dazu werden derzeit viele einvernehmlich nicken. Aber einbrechen wolllte ich sowieso nirgendwo. Ist viel zu anstrengend. Wie gründet man eigentlich eine Bank? Wie wird man in den Stand versetzt, sich beinah zinslos Geld bei der Zentralbank zu besorgen (derzeit 1 Prozent), um dieses Geld zu einem richtig fetten Zins zu verleihen? Wie wird man quasi zum Wegelagerer am Geldstrom zwischen dem Kreditnehmer und der Zentralbank? Wie erhält man die Erlaubnis, Geld zu generieren, indem man Geld, das man gar nicht hat, an Kreditnehmer verleiht?

Man braucht nur ein geringes Eigenkapital von etwa 5.000.000 Euro. Die notwendige Anbindung an eine Wirtschaftsprüfgesellschaft kostet bei Moodys etwa 38.000 Euro pro Jahr. Es fallen anwaltliche Gebühren zwischen 49.000 bis 80.000 Euro an. Der Einlagensicherungsfonds wird bei Eintritt mit 2,4 Promille des Eigenkapitals bedient, mindestens aber mit 25.000 Euro.

5.000.000 Euro
+ 38.000 Euro
+ 80.000 Euro
+ 25.000 Euro
_____________
5.143.000 Euro

Den lästigen Verwaltungskram meiner Bankgründung erledigt beispielsweise dieses Unternehmen, sucht geeignete Manager, Mitarbeiter, eine repräsentative Zentrale (derzeit mit prachtvoll geschmücktem Weihnachtsbaum, vermutlich absetzbar als Werbungskosten), zwei Filialen, fertig ist die Bank. Schätze, mit 10 Millionen ist man dabei und kriegt eine eigene Gelddruckmaschine. Aber natürlich brauche ich noch einen Repräsentanten aus dem Hochadel, einen abgehalfterten Politiker oder einen Professor der Wirtschaftswissenschaft. Da wird man keine Mühe haben, die zu finden. Die Miethuren treiben es eh mit jedem, der ihnen was in den Sparstrumpf schiebt. Interessant, was das Unternehmen auch anbietet und scheinbar ganz legal:

„Ergänzend beraten wir im Kontext der steuerlichen Gestaltung, z.B. Zwischenschaltung einer Holdinggesellschaft zur möglichst steuerfreien Durchschleusung der Dividenden an den Anteilseigner.“

Holla, steuerfreie Durchschleusung! Da rollt der Rubel. So eine Bank zur steuerfreien Durchschleusung der ganzen Kohle kostet natürlich mehr als eine komplette Panzerknackerausrüstung, aber ist gar nicht gefährlich, sondern einfach cool. Fehlt nur noch einer, der grad mal 10 Millionen Euro locker hat und gewinnbringend investieren will.

Bildet Banden – gründet Banken!

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2 Kommentare zu Ganz legale Wegelagerei im Zirkus des schlechten Geschmacks

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