Die Reinigung lacht – im Zirkus des schlechten Geschmacks

Die Straßenbahn der Linie 10 ist, obwohl die langsamste aller hannöverschen Straßenbahnen, zu schnell an mir vorbei gefahren. Vielmehr habe ich zu spät hochgeguckt, denn ich fummelte gerade an meinem Fahrradschloss rum. Jedenfalls sehe ich im letzten Moment auf der Straßenbahn eine Werbung. Ein nicht gerade sympathisch wirkender Mann lacht mich mit offenem Mund an, und daneben stehen: „Die Reinigung bekommt ein Gesicht“ sowie eine Internetadresse.

Das verstehe ich nicht. Was zum Teufel soll sich der Kunde dabei denken? Das muss doch heißen: „Das Gesicht bekommt eine Reinigung“, aber umgekehrt?

Ich habe selten eine Reinigung aufgesucht. Aber meistens zogen die Angestellten der Reinigung ein trübes Gesicht. Sie könnten natürlich gedacht haben: „Was bringt der denn da, seine Altkleidersammlung?“ Doch ich hatte immer den Verdacht, dass ich und meine Sachen gar nichts mit dem trüben Gesicht zu tun hatten, sondern dass es vermutlich an den Arbeitsbedingungen und vor allem an der Bezahlung lag. Die Vorstellung, sie würden mich künftig mit einem gequälten Grinsen empfangen oder noch schlimmer, mich mit offenem Mund anlachen wie der Kerl auf der Straßenbahn, ist mir unheimlich. In Zukunft werde ich erst mal vorsichtig um die Türecke der Reinigung gucken, wie da so die Gesichter aussehen. Es reicht doch, wenn die sauber sind.

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