Eine Idee – keine Idee – aber wenigstens kein Ölfleck

Mein USB-Stick ist in der Waschmaschine wirklich blitzsauber geworden. Ich hatte aber auch 60 Grad eingestellt sowie das Vorwäscheprogramm. Im Internet behaupten welche, ein Ölfleck auf einer Hose lasse sich gut beseitigen, wenn man den Fleck vor dem Waschen mit Butter einreibt. Altes Hausmittel. Der erste Versuch war daneben gegangen. Darum 60 Grad und Vorwäsche. Tatsächlich ist der Fleck weg. Jetzt weiß ich nicht, ob es am Hausmittel Butter oder an meinem USB-Stick liegt. Der hat vielleicht Chemie freigesetzt, vor der jeder Fleck erblasst. Ich weiß auch nicht, ob der Film, der auf dem Stick ist, jetzt besonders leuchtende Farben hat. Bisher habe ich mich nicht getraut, den Stick noch mal in meinen Computer zu stecken. Am Ende ölt der mir alles ein. Oder ich werde blind, weil mein Bildschirm so hell strahlt.

Den Stick wollte ich eigentlich einem Freund geben, weil ich seine Frau gefilmt hatte, wie sie von einem 50 Meter hohen Hotel herunter gelaufen ist. An der Außenwand. Hinunter wäre auch richtig, denn anfangs stand ich mit ihr auf dem Flachdach, bin dann mit dem Aufzug hinunter gefahren und habe unten vom Parkplatz gefilmt, wie sie herunterkam. Der Film ist ziemlich lang, weshalb ich ihn auf den Stick gezogen und in der Hosentasche mit zur Limmerstraße genommen hatte. Den Freund habe ich an diesem Tag nicht getroffen. Aber ich bekam Fahrradöl ans Hosenbein. Am Schluss des Films gibt es eine faustdicke Lüge zu hören. Ich sage da im Off: „Ja, das habe ich auf Wangerooge auch schon gemacht.“

– Kurze Unterbrechung. Muss grad eine SMS beantworten. –

Wer schon mal auf Wangerooge war, der weiß, dass es da gar keine Hochhäuser gibt, an denen ich hätte hinunterlaufen können. Wir hatten aber auch gar nicht über Hochhausläufe geredete, sondern übers Boßeln. Und mein letzter Satz war mit aufs Video geraten. Eigentlich rede ich nie über Boßeln, aber letztens war mir auf einem Wirtschaftsweg eine lose Gruppe entgegen gekommen. Man warf einen Stock mit einem Gummipfropfen vor sich her. Ich fragte im Vorbeiradeln: „Wie heißt denn der Sport?“ „Wissen wir noch nicht, vielleicht Keuling!“ „Keuling“ geht so ähnlich wie Boßeln im Sand, weil ein Stock mit Gummipfropfen nach dem Wurf überhaupt nicht rollt, sondern PLOPP auf dem Weg liegen bleibt. Das ist langweilig, aber hat den Vorteil, dass man nicht unter Weidenzäunen durchkriechen muss. Ist aber ein Hund in der Nähe, der wird das Keuling-Ergebnis möglicherweise verfälschen. Wenn ein Hund in der Nähe ist, kann man Keuling vergessen. Auch ertränken kann man sich nicht in Ruhe, wie schon Lichtenberg berichtet: „Ein Mann will sich ertränken, aber sein großer Hund apportiert ihn immer wieder.“

Jedenfalls kaufte ich mir gestern einen neuen Stick für die House-run-Video-Übergabe. Deutschland soll nach Exbundespräsident Horst Köhler „Das Land der Ideen“ sein. Tatsächlich ist das Land der Ideen aber nur eine etwa 1000 Quadratmeter große Ladenzone. Der Mann vor dem Eingang, der da mit dem gestreiften Poloshirt, hat leider schon gar keine Ideen mehr. Der steht nur noch rum und guckt. Ich hatte keine Idee warum, aber wenigstens noch die eine, die bedauerliche Wahrheit über Deutschland zu knipsen, bevor auch ich die Ideenzone verlassen musste.

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