Papiere der PentAgrion – Schwinge und finde die Balance


Bild/Konzept: Trithemius, Pentagramm: verQuert, Sängerin: Theobromina

Das verschwundene Papier – Die fünf Schlüssel der PentAgrion: …

Der interaktive Netzroman „Die Papiere des PentAgrion“ beginnt mit der Google-Suche nach Informationen über das Pentagramm. Diese universale Endlosfigur ist vermutlich eines der ältesten Symbole der Menschheit. Es muss nicht aufgezeichnet werden, man kann es auch am eigenen Körper schlagen wie das Kreuzzeichen:

Vom Herzen zur Stirn,
zur rechten Brust,
zur linken Schulter,
zur rechten Schulter,
zurück zum Herzen.

Was die jeweiligen Kulturen mit dem Pentagramm verbunden haben, ist größtenteils vergessen. In der Neuzeit betrachtet man das Pentagramm auf zwei Weisen. Zeigt die Spitze nach oben, gilt es als Glückzeichen, die Spitze nach unten ist ein Symbol der schwarzen Magie. Diese Lesart ist schablonenhaft, deutet nur die jeweiligen Pole an. Beim Schreiben des Netzromans ist mir klar geworden, dass diese Interpretation nicht wirklich sinnvoll ist, sondern lediglich Tod und Geburt bedeutet, Pech und Glück, Zwang und Freiheit, Chaos und Ordnung. Ich habe die Begriffspaare umgestellt wie auch die beiden Verse im 25. Kapitel. PentAgrions Kritik an der menschlichen Sprache hat mich vorsichtig gemacht. Das Positive gehört an die letzte Stelle einer Aussage, denn was der Mensch zuletzt hört oder liest, prägt sich ein. Man könnte auch sagen, wir schreiben und reden uns ins Unglück, wenn wir das Glück schon in der Vorrede verheizen. Solcherart verheiztes Glück gibt unserem Denken eine negative Ausrichtung.

Der Gedanke hat nichts mit dem Unsinn des Positiven Denkens zu tun. Die sprachliche Umkehrung ist nur dann hilfreich, wenn eine Psyche oder eine Kultur sich auf der Talfahrt befindet. Alles im Kosmos ist ein Schwingen, und anzuhalten ist das Schwingen nicht. Die Gegenpole des Pentagramms symbolisieren jeweils Endzustände, und zwar im ständigen Wechsel zwischen Geburt und Tod und Geburt und Tod und Geburt …

Die animierte Grafik symbolisiert das Leben. Der Ruhezustand des Pentagramms, die Abwesenheit jeglicher Wertung ist das Nichts, angezeigt durch eine hauchfeine Linie. Im Buddhismus ist das der Zustand der Erleuchtung, des Nirwanas, in der christlichen Kultur die absolute Versenkung, die Kontemplation. Dabei liegt das Pentagramm auf der Seite. Dieser Zustand ist nur für Momente anzustreben, denn er entfernt den Menschen aus dem Leben und von seinen Mitmenschen. Dabei hört er auf, ein soziales Wesen zu sein.

Alltägliches Leben wird erst sichtbar, wenn das Pentagramm über diese Linie hinweg schwingt. Weil die Animation sinnbildhaft für das Leben steht, stellt sich das Pentagramm nie in die Senkrechte. Die Ausschläge des Pentagramms zeigen Höhen und Tiefen des Lebens an, negative und positive Einflüsse. Fünf Spitzen hat das Pentagramm. Zur oberen Spitze hat uns pentAgrion einen Schlüssel hinterlassen.

1. Schlüssel – Selbstbegrenzung und Balance
Das Pendeln des Pentagramms um seine waagerechte Achse kann der Mensch beeinflussen durch sein Denken und Handeln. Es gilt zu schwingen, diese Schwingungen allerdings zu mäßigen, in ein erträgliches Gleichmaß zu bringen. Mäßigt sich der Mensch, mäßigen sich in der Regel die Wechselfälle seines Lebens. Sich selbst zu begrenzen, das bedeutet auch, das eigene Netzwerk überschaubar zu halten.

2. Schlüssel: Starke teilen ihr Selbstvertrauen.
Im Austausch mit der Natur und den Mitmenschen kann auch ein gemäßigtes Leben in heftige Schwingungen geraten. Die zu dämpfen, dazu bedarf es der Hilfe anderer. Wer selbst im Gleichgewicht ist, kann andere unterstützen. Er sollte aber nie den 1. Schlüssel vergessen, wenn er nicht selbst ins Unglück geraten will. Es ist gefährlich, sich mitreißen lassen. Besser ist es, zusätzliche Helfer zu finden.

3. Schlüssel: Etwas mehr geben, etwas weniger nehmen.
Geben ist seliger als Nehmen. Wer die in seiner Umgebung beschenkt, bekommt in der Summe mehr zurück, als er gegeben hat und bleibt in der Balance, obwohl er sich für einen Moment geschwächt hat.

4. Schlüssel: Achtsamkeit und kritischer Verstand.
Auf das eigene Tun achten und auf das Handeln anderer achten, sich selbst und andere prüfen, nie leichtfertig glauben. Ein Vertrauensvorschuss ist gut, blindes Vertrauen ist töricht. Vertrauen muss begründet sein. Vertrauen begünstigt ein gutes Leben. Finde es.

5. Schlüssel: Die Plausibilität der Ereignisse knüpft sich an realistische Ziele.
Wunderglaube ist der Feind der anderen Schlüssel. Realitätssinn und Phantasie sind seine Gegenmittel.

Alle Schlüssel sind miteinander verknüpft, bilden ein Netz, das sich selbst enthält. Das Pentagramm ist von seiner Natur her fraktal. Auch diese Aufschlüsselung hier ist nur eine Annäherung, ein Modell, damit sich das Pentagramm des Lebens begreifen lässt. Das oberste Gebot ist die Mäßigung und sie verhindert, eine Sache für absolut zu setzen. Suche stets nach der Wahrheit, aber misstraue allen, die behaupten, sie gefunden zu haben. Sie haben aufgehört zu schwingen, befinden sich im Glückswahn und in der geistigen Finsternis.

Der Hintergrund des Pentagramms zeigt die mögliche Umkehrung von unten und oben. Unten und oben bilden einen Kreis. Das Licht kommt von unten, denn nur wenn etwas vergeht, kann Neues entstehen. Ohne diesen Wandel gibt es keine Existenz. Existenz und Nichtexistenz bedingen einander. Oben steht die Einsicht. Allerdings reicht sie nicht weit, sondern zielt ins Ungefähre, an dessen Ende das Licht wartet.

Die Idee des Netzromans ist es, die soziale Energie fließen zu lassen. Um das anzustoßen, musste ich mich eine Weile entgrenzen, eine offene Struktur meines Denkens anlegen, damit andere sich vernetzen können. Die zeitweilige Missachtung des 1. Schlüssels hat mich ein wenig aus der Balance gebracht und geschwächt. Daher muss ich mich jetzt eine Weile begrenzen, einfache Dinge tun, Dübeln, Schrauben drehen, Handarbeit, mich bewegen, gut ernähren, Menschen im Alltag begegnen und dergleichen. Ich bin froh, dass sich zu Beginn des Projektes nicht zu viele Blogger beteiligt haben. Es hätte mich auf eine Weise entgrenzt, die kein Mensch ertragen kann, ohne durchzudrehen und Allmachtsphantasien zu entwickeln.

Ich habe vier Jahre und etwas darüber hinaus gebraucht, diesen Anstoß geben zu können. Das war nur möglich durch die soziale Energie aller Wohlmeinenden. Das Projekt der Sozialen Energie braucht viele starke Zentren, darf sich nicht auf eines konzentrieren. Dann wäre es eine Religion, und ich bin weit entfernt davon, mich einer Religion anzuschließen oder gar eine zu gründen. Eigentlich möchte ich meine Sache gut machen und wünsche mir viele Menschen auf Augenhöhe.

Das Verschwinden des 27. Teils unseres Romans ist ein seltsames Ereignis gewesen, wenn man so will, ein Wink des Himmels. Wäre dieser Eintrag wie geplant erschienen, hätte er uns trauern lassen. Wir wären vielleicht im Sentiment versunken. Jetzt können wir ihn ansehen, aus einem gesunden Abstand heraus. Ein Netzroman ist nicht auf einen Abschluss angelegt, sondern auf sein Wachsen. Ich werde noch eine ganze Weile an ihm arbeiten, mit dem Handwerkskasten entlanggehen, seine innere Struktur verbessern und Kommentare beantworten. Das Netzwerk darf nicht erstarren, sondern muss flexibel bleiben. Nur so kann sich sein jeweiliger Zustand den Verhältnissen anpassen. Dieses Netz darf auch nicht zu rasch wachsen. Dann würde es zerfasern. Auch das Projekt der sozialen Energie muss inneren Halt haben. Daran arbeite ich weiter und lade ein zur Stabilisierung und Erweiterung.

In diesem Sinne,
Gute Grüße
Jules van der Ley

Das ist Eintrag 1499. Ich hätte gut und gerne auf 1500 Einträge im Teppichhaus kommen können. Doch soviel Zahlenmagie wollte ich mir nicht gestatten.

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