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Trithemius
Zum ersten Mal, seit wir uns kennen, sind Sie vor mir im Teppichhaus, Frau Nettesheim. Als Filialleiterin hätten Sie eigentlich immer zuerst da sein müssen.
Frau Nettesheim
Sie müssen selbst wissen, was Sie tun. Ich bin nicht Ihre Gouvernante, Trithemius.
Trithemius
Schimpfen Sie etwa mit mir?
Frau Nettesheim
Ich wundere mich nur über Ihr spätes Eintreffen zur Lesenacht.
Trithemius
Hab noch einen Abendbummel gemacht, um mich ein wenig zu erden. Gab es etwas Wichtiges?
Frau Nettesheim
Allerhand. Unter anderem war die Postbotin da und hat zwei handgeschriebene Briefe für Sie hinterlegt.
Trithemius
Du liebe Zeit, und ich habe meine Lesebrille verlegt. Zeigen Sie mal, damit ich wenigstens einen Eindruck von der Handschrift bekomme und ahnen kann, was mir geschrieben wurde.
Frau Nettesheim
Manchmal brauchen Sie sogar ein Kindermädchen. Ich kann mir denken, warum Sie eben noch unterwegs waren. Vermutlich hatten Sie schon wieder keine Zigarettenblättchen mehr und waren am Kiosk. Dann haben Sie den Rückweg nicht sogleich gefunden, weil Sie sich verlocken ließen.
Trithemius
Verlocken? Ich höre immer verlocken. Einladen, ich wurde unterwegs abgelenkt durch etwas Einladendes.
Frau Nettesheim
Finden Sie Nässe, Dunkelheit und Kälte einladend?
Trithemius
Da war überall Licht auf den Straßen, und ich sah seine Spiegelungen auf dem nassen Asphalt. Mir ist schleierhaft, wieso manche den so genannten Winterblues glauben gehabt zu haben sein zu müssen und sich anstiften lassen, um einem Freiflug auf die Kanaren zu konkurrieren. Ein einziger Freiflug für unzählige Winterblues-Verwirrte, das sind trübe Aussichten. Und am Ende regnet es noch auf den Kanaren. Wir bieten unzählige reservierte Plätze für eine erbauliche Reise durchs soziale Netz. Wer mitfährt, kann den Winterblues in die Tonne kloppen.
Frau Nettesheim
Sie sind ein unverbesserliches Lästermaul, Trithemius, und mal wieder recht arrogant. Wenn Blog.de die Winterblueswochen ausruft
Trithemius
herbeizitiert
Frau Nettesheim
hat das aus deren Sicht Berechtigung. Sie müssen Geld verdienen und können nicht alles zum Nulltarif raushauen wie Sie. Selbst das Teppichhaus würde untergehen, wenn Blog.de nicht den Pachtzins für die Plattform verdienen würde. Also benennt Blog.de ein Bedürfnis und stellt seine Befriedigung in Aussicht. Das ist immerhin etwas für Leute, die im elitären PentAgrion-Netz nicht mitkommen. Und übrigens, wollten Sie nicht ebenfalls etwas für Ihre leere Kasse tun?
Trithemius
Moment mal. Finden Sie unser soziales Netz elitär? Das ist nicht beabsichtigt und deshalb nicht wahr.
Frau Nettesheim
Jetzt sind Sie rabulistisch wie Ihre geheimnisvolle Postbotin Gina.
Trithemius
Sie tut nur so. Bei mir weiß man es nicht. Jedenfalls versuche ich, ihre Briefe richtig zu verstehen. Der eine hier, ist nur für mich, das spüre ich, ohne ihn genau zu lesen. Der andere,
den stecke ich in die Jackentasche. Da wird er mich immer erinnern, aufmerksam zu sein, wenn ich
Verflixt, Frau Nettesheim! Sie haben mich aufgehalten. Ich muss los, sonst komme ich zu spät zum Obelisken auf dem Drielandenpunt.
Frau Nettesheim
Passen Sie auf sich auf und rennen Sie niemanden um.
Trithemius
Vielen Dank, Verehrteste, für die Beleuchtung. Ihr Licht hat mich vier Jahre gut geleitet. Und gleichzeitig sind Sie eine zuverlässige Streckengeherin und haben das Gleis gesichert.
=> Fortsetzung: Spuren auf dem Tisch
10 Kommentare zu Papiere des PentAgrion (23) – Frau Nettesheim beleuchtet das Netz