Nachrichten aus der Teppichhaus-Redaktion (3)

Hier die Nachrichten Beim nationalen Bildungs- und Qualifizierungsgipfel am 22. Oktober 2008 in Dresden hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die „Bildungsrepublik Deutschland“ ausgerufen, denn „Wohlstand für alle heißt heute Bildung für alle“, sagte Merkel. Beschlossen wurde, dass bis zum Oktober 2009 – nach der Bundestagswahl – eine Strategiegruppe Finanzierungsvorschläge erarbeiten soll. Derweil hat die Bildungsoffensive längst begonnen. Die Deutschen lernen bereits neue Wörter kennen.

Dienstag, 25. November 2008, ARD-Tagesschau. Tagesschausprecher Marc Bator sprach von „Rezension“, entschuldigte sich und korrigierte „Rezession“. Was Rezession ist und was sie bedeutet, werden Marc Bator und alle anderen Bundesbürger bald auswendig singen können. Das werden die harten Unterrichtsmethoden des Lebens uns nachhaltig einbläuen. Die Gewinnern aus Finanz- und Wirtschaftskrise lernen allerdings eine ganz andere Bedeutung.

Was heißt Rezession?
Der Fremdwörterduden übersetzt: „das Zurückgehen“ und erläutert: „Verminderung der wirtschaftlichen Wachstumsgeschwindigkeit, leichter Rückgang der Konjunktur“. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU sagte jedoch gestern: „Wir stecken in einer schweren Rezession.“ Wie kann das sein? Gibt es ein schweres leichtes Zurückgehen? Nein. Das wäre eine Depression. Das Wort bezeichnet eine „Niedergangsphase im Konjunkturverlauf“. Wenn Politiker also von einer tiefen oder schweren Rezession sprechen, dann benutzen sie einen Euphemismus (altgriechisch euphemi „schönreden, beschönigen“). Sie wollen damit verhindern, dass sich eine depressive Stimmung verbreitet, die den Niedergang beschleunigt. Denn: Wirtschaftsgeschehen hat viel mit Massenpsychologie zu tun. Wenn Konsumenten in großer Zahl aus Angst lieber sparen als Geld auszugeben, dann geht es erst recht bergab. Deshalb müsste eigentlich die Kaufkraft gestärkt werden, und unsere Politiker müssten die Zuversicht verbreiten, dass wir tatsächlich nur einen leichten Rückgang der Konjunktur haben, dem ein baldiger Aufschwung folgt.

Die Bundesregierung weigert sich, die Binnen-Nachfrage durch deutliche Steuersenkungen anzukurbeln mit dem Hinweis auf neue Schulden, die noch unsere ungeborenen Urenkel abtragen müssten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie an der Wirkung ihres Konjunkturpakets zweifelt. Genauer: die Regierung Merkel gibt den Banken und Großunternehmen Geld, glaubt jedoch nicht daran, dass es reichen wird, die Depression zu verhindern und neues Wirtschaftswachstum zu fördern. Dann könnten sie unsere Steuergelder auch gleich in den Kamin werfen, denn das Verbrennen von Geld ist ja die neueste Mode. In diesem Zusammenhang ist es unverständlich, warum man über die Finanzierung von Zukunftsinvestitionen wie Bildung ein Jahr beraten will, den Banken und der Autoindustrie jedoch per Hüftschuss und im Namen unserer ungeborenen Urenkel 20, 50 oder mehr Milliarden schenkt. Das ist Kamikaze-Politik.

Kein Wunder, dass kaum jemand dem dubiosen Krisenmanagement der Bundesregierung vertraut. Und daher werden wir eine Depression bekommen, und wer bislang dachte, es sei ein Begriff aus der Individual-Psychologie, lernt eine völlig neue Bedeutung. Das ist Bildung für das Präkariat und die verarmende Mittelschicht sowie Verbildung der höheren Schichten.

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