Die Botschaft des Wassers und der kosmische Deal

TeppichhausIntern03

Ich habe noch nie von einem Wasserfall geträumt. No, Sir. Doch letzte Nacht so gegen Morgen, da plätscherte es in meine süßesten Träume, dass ich schon dachte: Endlich ist es soweit, mein erster geträumter Wasserfall! Da lief ich hin, denn ich wollte sehen, wie hoch der Sturzbach war. Er kam aus gut vier Metern Höhe herab, – und zwar von der Zimmerdecke im Nebenraum. Und ich schlief auch nicht, sondern torkelte umher, als wäre ich just aus dem Tiefschlaf gerissen worden, in dem man bekanntlich gar nicht träumt.

Da trifft es sich
gut, dass ich im Nu durchnässt bin, denn nichts weckt die Lebensgeister besser als eine kalte Dusche. Weil das Wasser leicht getrübt ist, bleibe ich nicht darunter stehen, sondern hole einen Eimer, um das kostbare Nass aufzufangen. Dann steige ich die Treppe hinauf zu meinem Obernachbarn, klopfe und klingle, höre ein Grunzen, – klopfe und klingele, rufe durch die Tür und höre kein Grunzen mehr, was ich allerdings nicht beschwören kann, denn ich kann nicht mehr warten. Unten läuft gerade der Eimer über. Ach, und wo ist die Telefonnummer der Hausbesitzer? Der nässende Obernachbar ist nämlich ihr Sohn, und sie wissen vielleicht, was man tun muss, um ihn wach zu kriegen. Ich kann die rettende Telefonnummer nicht finden, zumal ich dauernd Eimer ausgießen muss. Während der Sturzbach in einen zweiten Eimer pladdert, laufe ich wieder hoch, und auf mein Klopfen öffnet nicht der Sohn, sondern sein Freund und Türnachbar nebenan. Er reicht mir zunächst sein Telefon mit der gewählten Nummer und holt eine Wanne, derweil ich Frau Hausbesitzerin alarmiere. Sie ist nicht wirklich erfreut, verspricht bald zu kommen und sagt, ich solle den Haupthahn schließen. „Ja, wo ist denn der?“ „Sie haben einen in der Wohnung!“ „Ach, ich kann mit meinem Haupthahn das Wasser von oben stoppen?“ Das ist ja nicht völlig absurd, denn mit dem Haupthahn im Keller kann man sogar das Wasser der Dachetage abdrehen. Sie beschreibt mir, wo ich diesen Oberhaupthahn finde, und er lässt sich auch tatsächlich schließen, was meinen Sturzbach allerdings nicht kümmert. Es suppt noch eine halbe Stunde nach.

Die Hausbesitzerin tritt ein und beguckt sich die tropfende Zimmerdecke. Oben sei ein Waschbecken verstopft gewesen, sagt sie mir, und ich weiß, dass sie nicht die Wahrheit sagt, denn Mütter lassen ihre Söhne nicht im Regen stehen, hehe. Sie holt eine Trittleiter und reißt die nassen Raufaserbahnen herunter, was mir das Zimmer schön dekoriert, denn die Placken abgeplatzter Farbe schwimmen hübsch über die Dielen. Draußen steht der verkaterte Sohn und guckt zu.
Er bewegt sich erst, als ich provozierend sage: „Und die Mama macht den Dreck weg.“ Da zischt sie ihm etwas zu, worauf er sich bequemt und zu wischen beginnt. Später frage ich ihn, was denn passiert sei, und er sagt, dass er im Suff einen Eimer in die Dusche gestellt habe. Daran rätsele ich noch, denn wenn ich einen Eimer in die Dusche stelle, verursacht das keinen Sturzbach beim Unternachbarn.

Heute Nachmittag rollten Hausbesitzers einen Raumentfeuchter von der Größe eines Kühlschranks in meine Wohnung. Mir scheint, dass sein Kompressor mir in erster Linie die Ruhe absaugt. Darum musste ich ihn wieder ausschalten, denn ich spüre, dass ich heftiger in die Tasten haue als sonst. Den Wasserschaden nehme ich als Vorzeichen, das meinen baldigen Umzug ankündigt.

Bitte-halten-Sie-sich-linksÄhnlich ging es nämlich
zu in dem Appartement zuvor. In einer Nacht begann es heftig zu regnen, und ich wähnte mich trocken und warm in meinem Bett. Plötzlich erwachte ich im Gefühl, dass mich eine kalte Zunge ableckte. Ich machte Licht und staunte, denn aus der Decke und die Wände hinunter strömte Wasser, so dass ich vermuten musste, man habe heimlich das Dach und die Etagen über mir abgetragen. Ich hüllte meine Möbel in Plastikplanen und hoffte auf besseres Wetter oder den Installateur. Von wem oder warum meine Wohnung geflutet wurde, habe ich allerdings nie erfahren. Der Installateur setzte sogar den Balkon über mir unter Wasser, um zu sehen, ob es in meine Wohnung wollte. Es blieb oben. Vorsichtshalber bin ich bald nach dieser feuchten Nacht umgezogen und brauchte die Renovierung nicht zu bezahlen. Die jetzige Wohnung hatte zuvor ein Mann namens Lux gemietet. Das ließ mich vermuten, ich hätte es immer schön hell und trocken. Seit heut Nacht weiß ich es besser. Die Dinge wiederholen sich. Der kosmische Plan sieht offenbar vor, dass ich mir ein neues Teppichhaus suche. Dabei habe ich mir noch gestern 120 Teppichhaus-Visitenkarten drucken lassen. Na gut, der spätere Neudruck lässt sich verschmerzen, denn ich brauche ja nicht zu renovieren. Das ist der kosmische Deal.

Foto: Bitte halten Sie sich links – Trithemius

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