Null-Nachrichten aus der Teppichhausredaktion (0)

Hier die Nachrichten Ach, es ist wahr, nicht nur die Unterschicht siecht dahin, auch der Mittelschicht geht es schlecht. Sie bräuchte dringend eine Finanzspritze. Das Geld muss von oben nach unten verteilt werden, fordert wer im ZDF? – Ein Sprecher des Einzelhandelsverbands. Der ehrwürdige Verband ist nicht etwa komplett zum Sozialismus übergetreten, sondern sorgt sich um seine Mitglieder, denn die Warenhäuser und Einzelhandelsgeschäfte verzeichnen große Umsatzeinbußen. Die Karstadt AG musste sich nach Milliardenverlusten von 77 Warenhäusern und weiteren Geschäftssegmenten trennen, die Kaufhauskette Hertie, die Modeketten Weymeyer und Sinn-Leffers sind insolvent. Die Warenwelt sortiere sich nach Discounter und Premium, sagte der Verbandsprecher, das mittlere Geschäftssegment des Einzelhandels verschwinde. Dieser Umstand ist aussagekräftiger als jede Statistik. Das passt wie Topf und Deckelchen. Am Verschwinden der Warenhäuser und Geschäfte mittlerer Preisklasse zeigt sich ganz konkret das Schwinden der Mittelschicht.

„Hallo, und herzlich willkommen zum Wetter“
, sagt Wettermoderatorin Claudia Kleinert, und ich reibe mir die Augen. Wie kann sie mich bei mir zu Hause willkommen heißen? Und das Wetter gehört ihr ebenfalls nicht, also kann sie mich auch nicht in Tief Biggis Namen begrüßen. Tief Biggi gehört Birgit Batliner. Sie hat es von der TU Berlin bei Ebay ersteigert. Man weiß ja nichts über den Charakter von Frau Batliner. Aber ob es ihr Spaß gemacht hat, halb Deutschland zu fluten und solche Verwüstungen anzurichten? Hat sie sich ein Tief ersteigert, um mal richtig die Sau rauszulassen? Oder hat sie ihre ungewollte Schreckensherrschaft voller Mitleid ausgesessen? Ich wollte wirklich mal wissen, wie sich anfühlt, das Wetter im eigenen Namen zu verantworten.

Ein Mann, dem Tief Biggi das Haus überflutet hat, eine Stunde bevor er mitsamt Familie aus dem Urlaub zurückkehrte, wurde vom Fernsehen interviewt. Er hatte ein Lächeln im Gesicht, als er die Schäden beschrieb und wie es sich anfühlt, auf diese Weise das eigene Heim vorzufinden. Und dann wurde aus dem Lächeln ein Lachen, indem er sagte: „Also, richtig lustig ist das nicht.“ Das war ein schönes Beispiel für das Wirken der älteren Teile des menschlichen Gehirns, die das „nicht“ nicht verstehen, sondern „lustig“ hören und ein Grinsen anordnen. Es war nämlich doch lustig, mal endlich im Fernsehen zu sein.

Das Nichts ist genauso schwer zu verstehen wie seine mathematische Entsprechung, die Null. Der mittelalterliche Mensch konnte noch nichts mit ihr anfangen. Sie wurde erst 1202 von dem Mathematiker Leonardo Fibonacci in seinem Werk „Liber abaci“ bekannt gemacht. Anders als die anderen Dezimalzahlen hat die Null keinen Eigenwert. Null Euro auf dem Konto sind nichts. Und dreimal Null bleibt Null. Hängt die Null jedoch hinter einer anderen Zahl, gibt sie ihr einen neuen Wert. Die ehemalige Eisschnellläuferin und heutige Sportmoderatorin Franziska Schenk durfte am 2. August 2008 in den ARD-Tagesthemen den Sport moderieren und versprach sich dabei zweimal. Dann musste sie noch die Lotteriezahlen verlesen. Da habe ich mir gleich Sorgen gemacht, dass sie wegen der beiden Versprecher nervös geworden war. Es ging beinahe gut, aber als sie nur noch das Ergebnis der Lotterie Super sechs verlesen musste, vergaß sie tatsächlich die letzte Null. So etwas passiert, wenn die Hirnbereiche der Gefühle stärker funken als die der Logik. Doch halb so schlimm. Franziska Schenk hat ja in der Aufregung nur eine Null weggelassen, also eigentlich nichts.

Ein weißhaariger Mann steht im Erdgeschoss eines Hauses auf dem Balkon und spricht in ein Mobiltelefon: „Dann kommen Sie vorbei!“ Und nachdem er dem Unverstand des anderen gelauscht hat, sagt er ungeduldig: „Den Schlüssel holen!“ Und dann ist er richtig aufgebracht, beugt sich vor übers Geländer und ruft: „Für die Pollen! Für die Pollen!“ … „Den Schlüssel für die Polleeen!“ Ja, was denn, das hätte sich der andere aber auch derken können.

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