Teppichhaus aktuell – Merkel kriegt Karlspreis an den Hals

Aachen, 1. Mai 2008, eigener Bericht

Unter frenetischem Beifall von Polizei- und Sicherheitskräften wurde am 1. Maifeiertag 2008 der von Philips gesponserte Aachener Karlspreis an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verliehen. In seiner Laudatio würdigte der Aachener Oberbürgermeister Jürgen Linden den unermüdlichen Einsatz Merkels für einen europäischen Kaninchenzüchterverband.

Nur wenn sich Europa im Rammeln vereine, sagte Linden, könne man der Globalisierung trotzen. Die Herausforderungen seien groß. Deshalb müsse es ein Ende damit haben, dass es sich die Eliten Europas auf Kosten der Vereinskassen gut sein lassen, sich selbst unermüd- und unersättlich feiern und einander Preise zuschanzen, um sich anschließend in historischen Gemäuern an den exquisitesten Speisen zu überfressen sowie an den besten Weinen zu beduseln. Hier sei ein Sumpf, den es trocken zu legen gelte, auch was die Begleiterscheinungen solcher Gelage betreffe. In den Jahren zuvor habe man sich kaum der Angebote erwehren können, die Köstlichkeiten für das Diner zu stiften, natürlich in eigennütziger Absicht der sich anbietenden Unternehmen. Damit müsse Schluss sein, schon angesichts der knurrenden Mägen in Pusemuckel oder sonst wo. Man habe diesbezüglich mit der diesjährigen Preisträgerin Angela Merkel ein Zeichen gesetzt. „Frau Bundeskanzlerin! Sie haben den Karlpreis auf ehrliche Weise per Schönes-NRW-Rubbellos gewonnen. Darum lade ich Sie und die Ehrengäste aus ganz Europa auf eine Runde Pommes in die Aula Carolina ein!“, so Jürgen Linden. Aachener Printen zum Dessert, nicht gestiftet von Hermann Bühlbecker, Eigentümer und Chef der weltgrößten Aachener Printenfabrik der Welt. Nach dieser Ankünding übergab der Oberbürgermeister das Mikrophon an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, den Popstar der europäischen Kaninchenzucht.

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„Ich liebe Angela Merkel!“ rief Nicolas Sarkozy, Präsident des einflussreichen französischen Kaninchenzüchterverbands, und heute vorsorglich solo, „ich liebe Angela Merkel! Ich habe von Angela Merkel viel gelernt!“, fuhr er fort. Und er schloss mit den Worten: „Ich liebe Angela Merkel!“ Da erst ertönten aus dem Publikum die Rufe: „Sarko hau ab!“, „Merkel, Sarkozy, euch zwei – Woll’n wir nicht am ersten Mai!“ und „Sarko hau ab!“

man-glaubt-es-nicht„Man glaubt es nicht“, sagt eine Frau, „wenn das alles stimmt, was in dem Buch steht, dann ist die ganze Politik eine einzige Korruption, bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht. Wenn da ein Staatsanwalt anfängt zu ermitteln, wird der sofort von seinem Fall abgezogen.“ (Entschuldigung, kleine Panne: Falscher Notizzettel. Die Worte hörte der Berichterstatter natürlich nicht während der Karlspreisverleihung an die deutsche Bundeskanzlerin Angela M. (25), sondern gestern oder vielleicht auch vorgestern in einem Cafe. Und nochmals die Bitte um ein Pardon: Die Erklärung ist so ausführlich geraten, damit der Text so hoch ist wie das nebenstehende Bild des Notizzettels.)

Preisträgerin Angela Merkel richtete in ihrer Dankesrede den Blick auf „die Menschen in Europa.“ Es gelte, ihnen wieder bessere Aussichten zu verschaffen. Leider könne sie heute nicht damit dienen, „denn, meine Damen und Herren, liebe Menschen, mein Dekolletee ist versehentlich zurück nach Berlin geflogen – mit dem Hubschrauber der Flugbereitschaft, der mich ins schöne Aachen gebracht hat.“

Unverzüglich danach begab sich die illustre Gesellschaft aus gekrönten Häuptern, Staatspräsidenten, Wirtschaftskapitänen und Büromiezen auf die Bühne hinterm Rathaus, und sogleich wurde die Karlspreisverleihung ordentlich begossen. Oberbürgermeister Jürgen Linden rief den hintersinnigen Toast aus: „Ich kann Ihnen versichern, werte gekrönte Häupter, Staatspräsidenten, Wirtschaftskapitäne und geehelichte Büromiezen, wenn es in Aachen regnet, dann ist es der schönste Regen überhaupt!“ Es war Hagel. Staunend richteten sich die Köpfe in den durchaus heftig durchnässenden Hagelschauer.

Der spanische König Juan Carlos ließ dolmetschen, er wolle den besonderen Aachener Regen gern mit nach Spanien nehmen. Sogleich rückten die aufmerksamen Polizeikräfte zusammen, „Gruppe sechs hierher!“ wurde gerufen, und bald schloss Gruppe sechs den Kordon der Polizisten und Polizistinnen, und man sicherte Seit an Seit die Sperrgitter gegen die Begehrlichkeiten des spanischen Königs. Wasserdiebstahl ist ein beliebter Sport in Spanien.

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„Jetzt aber ran an die Pommes!“, rettete der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die Situation. Man rief: „Macht euch noch Spaß im besonderen Aachener Regen!“ und begab sich zurück ins Rathaus, um bald auf der anderen Seite wieder herauszukommen. Zuerst trat die Sonne wieder hervor. Dann quollen gekrönte Häupter, Staatspräsidenten, Wirtschaftskapitäne und geehelichte Büromiezen aus dem Rathausportal, schritten geziert in artiger Prozession die Rathaustreppe hinab und strebten gemessenen Schrittes, ja lustwandelten übers Pflaster des Aachener Marktplatzes der Aula Carolina zu. Glückliche Gesichter, von der prächtigen Maisonne in goldenes Licht getaucht, sonnten sich in der Aufmerksamkeit der wartenden Menschen. Da zwitscherte die Bundeskanzlerin, hier schmunzelte ein Roland Pofalla, da lächelte der frischondulierte Aachener Wirtschaftskapitän und Eigner der weltgrößten Printenfabrik der Welt, Hermann Bühlbecker. Der Strom der gut gelaunten Geladenen wollte kein Ende nehmen. Und dachte man, jetzt ist es gut, blubb, da spuckte die Rathaustür erneut ein plauderndes Grüppchen.

Als der Strom der fröhlichen Herrschaften verebbte und ihnen nur noch Fahrer und andere Dienstboten folgten, stellten die Polizei- und Sicherheitskräfte ihren frenetischen Jubel ein. Ihnen ein trockener Händedruck des Dankes, denn sie haben den gesamten Aachener Regen auf sich gezogen und gesichert. Und wie man weiß, kann die Kleidung der deutschen Polizei das Wasser tagelang halten, wenn auch die Herzen wegen der begehrten feiertäglichen Sonderschicht überquellen.

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