Abendbummel online – Gefährliche Volksmusik

gute-musikDie Männer spielen traurige Weisen. Einer bläst hingebungsvoll auf der Panflöte, und die anderen lassen die Köpfe über Balalaika, Akkordeon und sonst was hängen. Wer von den Passanten zufällig eine Flasche Wodka intus hat, mag russische Volksmusik schön finden. Ich hatte nur Kaffee. Zum Glück setzt Regen ein, und die drei packen ihre Instrumente weg. Schon hellt sich die Stimmung auf, was wieder einmal zeigt, dass Stimmungen nicht allein vom Wetter abhängen. Die Balalaika sieht in ihrer Hülle wirklich hübsch aus, noch hübscher die Panflöte, denn die ist im Gepäck verschwunden. Da kommt auch die Sonne wieder hervor.

Zuvor im Eifelbus war ebenfalls unerbetene Musik zu hören. Auf der Rückbank rappten zwei rachitisch aussehende Mädchen einen Song der deutschen Hip-Hop-Formation K.I.Z.:

„Wir haben das Land gefickt,
steh’n auf der Bühne mit leerem Bauch und der Hand im Schritt,
Ich habe euer Maul gestopft aber meins noch nicht,
euer Maul gestopft meins noch nicht,
was bringt uns der Respekt wenn wir nix verdienen,
wir haben ausgestopfte Rapper über unser’m Kamin,
ich habe Hunger, ich habe Hunger,
ich will Geld essen, Geld essen.“

Leider kannten die zwei den ganzen Text auswendig, und wir mussten lange fahren. Zweifellos ist das echte deutsche Volksmusik, obschon sie ihre Wurzeln in amerikanischen Ghettos hat.

Wo mag eigentlich die amerikanische Raumsonde Pioneer 10 inzwischen sein, die vor 36 Jahren von Cape Canaveral aus ins All geschossen wurde? Vor zwei Jahren war sie schon unfassbare 12 Milliarden Kilometer weit weg, und inzwischen hat sie unser Sonnensystem vermutlich verlassen. An der Sonde befindet sich bekanntlich eine goldene Plakette mit allerhand Informationen: „Huhu, wir sind’s, die Menschen. Wir leben auf dem Planeten Erde, und der befindet sich in unserem Sonnensystem da und da. Der Mensch pflanzt sich geschlechtlich fort und hat es trotzdem, wie ihr seht, zu ansehnlichen Leistungen auf den Gebieten Raumfahrttechnik, Physik und Mathematik gebracht.“

„Gut“, werden die Außerirdischen denken (oder haben’s eventuell schon gedacht), „zwar haben wir nicht drum gebeten, doch die Informationen sind durchaus interessant. Offenbar sind die Menschen reichlich naiv, so einfach ins große böse Universum hinaus zu rufen, ganz ohne Firewall und Antivirus. Mal sehen, ob wir den Planeten Erde gebrauchen können.“

Keine Sorge, die Menschheit ist gewappnet. Außerirdische Invasoren mögen zwar klüger sein als der Mensch. Und sind sie uns auch technologisch haushoch überlegen und haben gar schreckliche Vernichtungswaffen – ich sehe sie schon mit blutenden Spitzohren in Straßen und Gassen liegen, wenn sie versehentlich die wehmütigen Russen gehört haben oder Volksmusik in der Lautung namens Kanakendeutsch.

Guten Abend

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