Abendbummel online – Ein neues Wort und seine schrecklichen Konsequenzen

Positive-Lebenshaltung

Von der
Schaufenstertafel einer Apotheke lächelt mich ein Mann an und sagt: „Ich bin Nasenduscher.“ Also richtig gesagt hat er’s nicht. Irgendein Grafik-Designer hat diesen Text ins Bild montiert. Demnach handelt es sich um eine unbewiesene Behauptung, denn es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das männliche Fotomodell in Wahrheit noch nie eine Nasendusche genommen hat, sondern sich allmorgendlich ganz konventionell unter die Brause stellt.

Wie mag es sein, wenn man sich öffentlich als Nasenduscher bezeichnen lässt? Was sagt der Freudenskreis zu diesem Bekenntnis? Am Ende wird der Mann noch gänzlich auf seine Pseudoexistenz als Nasenduscher reduziert, oder anders gesagt: Die Freunde lachen sich schlapp. „Da kommt der Nasenduscher!“, wer möchte schon so empfangen werden? Höchstens ein echter Nasenduscher. Solche gibt es nämlich, wie eine überaus anstrengende Internetrecherche ergab. Ich habe mich verirrt in der schillernden Welt der Nasenduscher. Gut, das Wort schillernd passt überhaupt nicht zu trockenen Nasen oder zu, Verzeihung, Nasenborke. Allein mir fällt das passende Partizip dazu nicht ein, denn ist ja zu fragen, ob es den Zustand vor oder nach der Nasendusche bezeichnen soll.

Bislang ist mir das Wort Nasenduscher entgangen. Nie zuvor ist mir ein Nasenduscher über den Weg gelaufen, obwohl es hätte sein können, denn man kann die Nase auch unterwegs duschen, quasi ambulant. Im Internet erfuhr ich, dass es sogar Nasenduscher-Partys gibt. Eine Nasenduschenherstellungsfirma hat im letzten Jahr einen Schreibwettbewerb ausgerufen zum Thema „Mein schönstes Nasenduschen-Erlebnis“ oder so ähnlich. Leider kann man die Texte nicht einsehen, denn Einsendeschluss war Ende letzten Jahres. Zum tröstlichen Ausgleich fand ich ein Podcast, auf dem ein Mann von seinen erbaulichen Erfahrungen mit Nasenduschen berichtet: „Ich bin Nasenduscher und find’s gut!“

Dem Substantiv „Nichtraucher“ haftet ein schwerer Makel an, da es den Raucher quasi zum Normalfall erklärt. Falls die Mama während der Schwangerschaft nicht geflöppt hat, kommt man bereits als Nichtraucher zur Welt. „Nicht“ ist das gestaltende Prinzip solcher Biografien. Ähnlich verhält es sich beim Wort „Nasenduscher“. Ich muss mit Erschrecken erkennen, dass ich seit meiner Geburt Nichtnasenduscher bin. Das deprimiert.

Guten Abend

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