Genau ins Blaue – Sonntagstour in 5 Etappen

Die Umrundung bietet Zeit zu verschnaufen, denn hier ist der Weg flach. Gleich auf der Gegenseite jedoch beginnt eine schöne Abfahrt, zuerst sanft, dann geht es in Windungen ordentlich bergab. Neben uns auf dem Gehweg schnauft ein Läufer in kurzen Hosen. Er will mithalten und legt einen Sprint ein. Gerade ist er gleichauf, da ruft er: „Ist der schnell, und ohne was zu tun!“

Das mein Lieber, ist ein Irrtum. Auch wenn wir dich mühelos hinter uns lassen, so haben wir eine Menge dafür tun müssen. Zuerst haben wir bedacht, dass ein Fahrrad die ökonomisch klügste Weise der menschlichen Fortbewegung bietet. Dann haben wir uns aufgerafft und sind einen Anstieg hinaufgefahren, in Abwägung zwischen Wegstrecke und Steigung. So hatten wir nicht einmal dabei einen so roten Kopf wie du, von deinem triefenden Schweiß ganz abzusehen. Die größte Mühe jedoch haben uns die Gedanken gemacht, denn das Gehirn ist ein Energieverschwender. Und obwohl wir jetzt eine hübsche Abfahrt machen dürfen, müssen wir weiter nachdenken, und zwar über das erlebende, beobachtende und steuernde Ich. Warum du dir die Zunge aus dem Hals zu laufen beliebst und warum ich der seltsamen Tätigkeit nachgehe, mit dem Rad zu fahren und gleichzeitig zu schreiben, das wissen wir beide nicht. Wir haben es mit den Auswirkungen unwägbarer gedanklicher Prozesse zu tun. Diesen Teil unseres Wesens wollen wir versuchsweise das „erlebende Ich“ nennen. „Das erlebende Ich! Bleib bitte nicht soweit zurück, sonst muss ich so laut rufen!“ Im erlebenden Ich sind wir den Pflanzen gleich und folgen allein der Natur. Unsere Natur können wir betrachten. Das beobachtende Ich gleicht mehr dem Tier. Es nimmt wahr und reagiert.

„Was das steuernde Ich ist?!“

Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust zu bremsen. Es geht jetzt so rasch, da möchte man doch die Geschwindigkeit genießen, die Belohnung für die Aufstiegsmühen. Er weiß selbst, was es mit dem steuernden Ich auf sich hat. Denn sonst hätte er keine kurze Hose an und würde seine Beine nicht werfen.

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