Abendbummel online – Ach so, der Zirkadianrhythmus

Genau wie wir„Dat Wetter is auch grau“, sagt der Mann im Café.
„Jenau wie wir, hehe!“, ruft sein Tischnachbar, „jenau wie wir!“

Jenau, denke ich, und die Bäckereifachverkäuferinnen sind ziemlich muzig. Das liegt nicht nur am Himmelsgrau und oder an grauhaarigen Männern, deren einer so komplizierte Sachen verlangt hatte wie einen Kaffee und ein Käsebrötchen.

„Das ist ein Wurstbrötchen.“
Sie guckt mürrisch auf den Teller in ihrer Hand. Dann fummelt sie das Wurstbrötchen in die Auslage zurück und legt ein Käsebrötchen auf den benutzten Teller. Und ich denk: Ach Mist, hoffentlich riecht der Teller nicht nach Wurst. Sach aber nix, sonst zieht sie eine Flappe.

Man muss morgens in die Stadt gehen, so gegen 10 Uhr. Dann sind die Leute durchweg fröhlicher. Der Mensch hat mitten im Morgen sein Leistungshoch. Zusätzlich treibt ihn die Erwartung, der Tag könnte noch irgend etwas Positives bringen, Geldpakete, ein Selfie mit Günter Jauch oder eine gestorbene Erbtante. Das nennt man Hoffnung. Also ist gegen zehn Uhr morgens die ganze Stadt voller Energie und Hoffnung. Um diese Zeit zu bummeln, fällt in die Kategorie psychosoziales Doping.

Ganz schlechte Karten hat der Bummler dagegen zwischen 13 und 15 Uhr. Der menschliche Zirkadianrhythmus sieht in dieser Zeit einen kurzen Mittagsschlaf vor, damit man fit für die 2. Tageshälfte wird. Denn eigentlich hat der Mensch nur ein kleines Motörchen, gemessen an den Aufgaben, die er täglich zu erledigen hat. Huch, der Satz macht mich ganz müd. Leider hatte ich heute keinen Mittagsschlaf. Doch um 15 Uhr konnte ich fertige Daten versenden und hab erst mal ein paar Tage Ruhe. In diesem Bewusstsein in die Stadt zu gehen und sich auf einen Kaffee mit Käsebrötchen zu freuen, ist eine ganz andere Sache. Da ist der Zirkadianrhythmus gekniffen.

Und weil es so hübsch unerfreulich im Café am Münsterplatz gewesen war, wo sogar die Säuglinge plärrten, setzte ich mich noch ins Egmont und las zu einem Milchkaffee den Spiegel von letzter Woche. Vorne drauf ein heiliger Mann, – das hätte gut gehen können. Leider las ich einen Artikel an vom Bild-Chefkolumnisten Franz Josef Wagner. Der durfte im Spiegel über einen verstorbenen Schriftsteller schreiben, dessen Saufkumpan Wagner gewesen war. Den Namen des Schriftstellers möchte ich vergessen, denn Paarung wirkt bekanntlich auf die Partner. Jedenfalls ist jetzt quasi Spiegelamtlich, dass bei Bild gesoffen wird. Die Motörchen von Bild-Redakteuren laufen eben nur auf Sprit, vermutlich, weil sie aus Tatsachen, die ihnen eigentlich Wurst sind, alltäglich rechtsdrehenden Käse machen müssen. Egal jetzt, draußen klart es auf, und sofort läuft das Motörchen im Gute-Laune-Modus.

Guten Abend

Ach ja, ein neuer Blogfreund hat sich in die Bloguni eingeschrieben und zum gelungenen Einstand das hier gemacht. Hallo Lordkepel!

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