Online Lesenacht – 5 – Die Sonne des Königs

Wenn der Obertelegraphist B4 erblickt, ruft er dir zu. Du wiederholst: „B4“, stellst die Hebel, schaust den Stangen hinterher – und dann ist es getan. Du hast die Nachricht an den Westturm gesandt. Dort wartet man schon auf B4. Das kannst du dir denken.

Der Stationsvorsteher wird „B4“ ins Logbuch notieren, in einer Tabelle nachlesen und dann gemessenen Schrittes den Raum durchqueren. Vor der Schwarzwälder Kuckucksuhr mit Schlagwerk reckt er den Zeigefinger und stellt die Zeiger auf Berliner Ortszeit.

Was er in der Tabelle abliest, verstehst du nicht genau. Etwas Wunderliches hat dir der Obertelegraphist erklärt. Wenn dem König im fernen Berlin die Sonne aufgeht, steht euer Turm noch im Dämmer. Dann schicken sie in Potsdam „B4“ auf den Weg, und bis es zu euch geflogen ist, vergehen gar 40 Minuten. Du kriegst das kaum in deinen Kopf. Doch du weißt, was B4 bedeutet, und das reicht. B4 ist sehr wichtig. Es heißt: „Achtung, die Uhren werden gestellt!“

Wenn eure Nachricht weitergeflogen ist, habt ihr Berliner Sonnenstand auf den Zeigern eurer königlich preußischen Schwarzwälder Schlagwerkuhr. Im Lande um euch herum haben die Leute ihre eigene Zeit. Sie richten die Kirchturmuhren nach dem örtlichen Sonnenstand, wie es alte Sitte ist.

Die Schwarzwälder Kuckucksuhren in den Telegraphentürmen richten sich nach der Sonne des preußischen Königs.

Folge 6

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