Online Lesenacht – 3 – Mach dich gefasst

Im Gegenteil, du fühlst dich wohl. Obwohl es unaufhörlich stürmt und schneit, habt ihr es warm. In der Ecke der Turmstube steht ein eiserner Kaminofen. Er heizt mächtig ein, denn du hast ihn eben noch gefüttert. Das Holz holst du vom Stapel hinterm Haus.

Du wirst jetzt deine Arbeit machen. Es ist Heiligabend, ohne Zweifel. Trotzdem musst du arbeiten, denn du bist ein königlich preußischer Untertelegraphist. Dein Vorgesetzter hält auf dem Stehpult ein Logbuch bereit. Irgendwann in den nächsten Minuten wird er dir eine Nachricht zurufen.

„B4!“, wird er rufen. Mach dich gefasst. Sobald der Stationsvorsteher ruft, wirst du die richtigen Hebel ziehen. B4, das ist ganz unten links, und mit der rechten Hand nimmst du den dritten.

Wenn du die Hebel stellst, schaust du zur Zimmerdecke, obwohl du nicht sehen kannst, was die Hebel bewirken. Du siehst nur, dass zwei der dünnen Stangen sich weiter durch die Zimmerdecke schieben. Dein Vorgesetzter schmunzelt, wenn du mit offenem Maul zur Decke starrst. Er ist zwar ein strenger preußischer Beamter, doch unter seinem Uniformrock klopft ein gutes Herz.

„Warum tut ihr das eigentlich“, hat deine Marie gefragt, als du ihr damals den Hof gemacht hast. Du hast gesagt: „Wir sind Boten, wir schicken Nachrichten in die Welt. Was wir machen, heißt Optische Telegraphie. Dem König dienen wir, damit seine Befehle fliegen. Die Nachrichten kommen aus Berlin und fliegen über die Türme durchs ganze Reich.“

Folge 4

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