Kaffeeplausch mit Frau Nettesheim

Frau Nettesheim
Wie kommen Sie mit Ihrem neuen Dasein als Nichtraucher zurecht?

Trithemius
Geht so. Das Wort ist jedenfalls scheiße.

Frau Nettesheim
Was stinkt Ihnen am Wort?

Trithemius
Es ist falsch gebildet, als wäre man ein Spielverderber und als wäre es der Normalzustand, Raucher zu sein. „Nichtraucher“, ich ermorde ja auch niemanden, nenne ich mich deshalb „Nichtmörder“? Bin ich ein „Nichtfrauenschänder“ oder „Nichtkaufhausdieb“?

Frau Nettesheim
Das erinnert mich an den seltsamen Werbeslogan der Kodi-Kette: „Der Markt, in dem es nichts zu essen gibt“.

Trithemius
Ja, der Spruch funktioniert semantisch ähnlich. Doch Sie hatten mich ja gefragt, wie mir die neue Rauchfreiheit bekommt. Seltsamer Weise vermisse ich das Rauchen besonders beim Schreiben.

Frau Nettesheim

Das Anzünden der Zigarette hatte wohl die Funktion der Initialzündung.

Trithemius
Da liegen Sie richtig, Frau Nettesheim. Es ist erstaunlich, wie sich Verhalten in Mustern organisiert und welche Mühe man damit hat, ein solches Muster umzubauen. Wissen Sie, wie ich mich vorgestern überlistet habe?

Frau Nettesheim

Sie werden es mir sagen, ob ich will oder nicht.

Trithemius
Ich habe mir eine Zigarette gedreht, sie neben die Tastatur gelegt und gelegentlich zwischen die Lippen gesteckt, natürlich, ohne mir Feuer zu geben.

Frau Nettesheim
Dann hat der Trick gestern nicht geholfen. Sie haben keinen Abendbummel zustande gebracht.

Trithemius
Mein Kopf war einfach leer.

Frau Nettesheim
Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Umstand für Sie ein Hinderungsgrund wäre.

Trithemius
Man ist wohl heute besonders spitzzüngig. Ein interessanter Effekt, den ich bei Frauen oft bemerkt habe. Sobald der Mann erkennbar schwächelt, bekommt er eins auf die Mütze. Ich vermute, es ist ein atavistisches Verhalten, eine Hypothek aus der Steinzeit.

Frau Nettesheim
Vielen Dank, so richtig zartfühlend sind sie auch nicht, wenn Sie mir steinzeitliches Verhalten unterstellen.

Trithemius
Mag sein, doch ich kann mich jetzt leider nicht um Ihre Befindlichkeit kümmern, Frau Nettesheim. Immerhin verfeinert sich mein Geruchsempfinden wieder. Und gleichzeitig kann ich mein Gehirn dabei beobachten, wie es neue Wahrnehmungsmuster anlegt.
Ich habe doch in den letzten Tagen häufig mit dem Kugelschreiber gezeichnet. Uns stellen Sie sich vor, Frau Nettesheim, wenn ich die Park-Skizze im Teppichhaus betrachte, nehme ich den Geruch von Kugelschreibertinte war, und zwar so intensiv, dass ich schon dachte, ich hätte einen Geruchscomputer.

Frau Nettesheim
Es wäre schöner, Sie würden den Apfel riechen, den Sie geklaut haben, oder Herbstlaub.

Trithemius
Man kann nicht alles haben, Frau Nettesheim. Außerdem würde jetzt sowieso alles überlagert, denn Ihr zarter Duft ist einfach hinreißend und überwältigend.

Frau Nettesheim

Ich finde es auch sehr angenehm, dass Sie nicht mehr verqualmt riechen.

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5 Kommentare zu Kaffeeplausch mit Frau Nettesheim

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