Die letzte Freinacht – Folge 4

Folge 4
Zwischenbemerkung

Das Kotzenmäre ist eine Mahnung an Vater und Sohn. Sie steht in einem interessanten Bezug zu einer alten Rechtsvorstellung, auf die Jacob Grimm hingewiesen hat. An Kirchen, Stadttoren und Häusern fand sich in alter Zeit eine Keule oder ein Hammer angebracht. Die Bedeutung dieses Symbols wird in folgender Inschrift deutlich:

Wer den Kindern gibt das Brot
Und selber dabei leidet Not,
Den soll man schlagen mit dieser Keule tot.

Bei Hans Sachs finden wir eine ähnliche Formel:

Wer sein Kindern bei seinem Leben
Sein Hab und Gut thut übergeben.
Den soll man denn zu schand und spot
Mit dem Kolben schlagen zu todt.

Zuletzt ein drastischer Beleg aus einer alten Handschrift:

da was geschriben ‚swer der si,
der ere habe unde gout,
da bi so nerrisch muot
daz er alle sine habe gebe
sinen kinden unde selber lebe
mit noete und mit gebrestenn,
den sol man zem lesten
slahen an die Hirnbollen
mit diesem slegel envollen,
daz im daz hirn mit alle
uf die Zunge valle,

Alle Beispiele zeigen, dass dem Alten die Schuld gegeben wird, weshalb ihm der Tod durch die Hand des Sohnes zukommen soll, „gleichsam als strafe für die thorheit, sich allzu früh seiner habe zum besten der kinder abgethan zu haben“, schreibt Jacob Grimm.

Dies mag erklären, warum ich dem Versuch des herausgebenden Teppichhauses, das Manuskript im Untertitel „Ein Kotzenmäre“ zu nennen, widersprochen habe.

Man ist hier freilich eher mit Teppichen und Tapeten vertraut. Trotzdem will ich meine Argumente im Streit mit Trithemius und Helene von Nettesheim vortragen:

Folge 5

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